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22.02.2019

Fazit Gonarthrose: Wie kann eine evidenzbasierte Therapie aufgebaut werden?

In den letzten drei Artikeln drehten sich die Beiträge unseres Fachthemen-Freitags rund um das Thema Leitlinie Gonarthrose. Im heutigen letzten Artikel der Serie fassen wir alle Ergebnisse für Sie noch einmal zusammen und versorgen Sie mit einigen wertvollen Tipps zur evidenzbasierten Behandlung von Gonarthrose Patienten in der Praxis.

Mit rund 23% Betroffenen gehört die Gonarthrose zu den am häufigsten auftretenden Krankheiten des Erwachsenenalters. In der Regel sind Menschen höheren Alters (> 60 Jahre) von der Erkrankung betroffen und leiden unter Schmerzen und Störungen der Gehfunktion. Die S2k Leitlinie Gonarthrose empfiehlt folgendes Vorgehen bei Gonarthrose Patienten:

Tipp 1: Strukturierte Fragebögen helfen bei der Befunderhebung und Therapiekontrolle
Um den Status des Patienten, den Verlauf der Erkrankung und vor allem den Erfolg der Therapie zu kontrollieren, existieren diverse Assessments. Besonders Fragebögen bieten sich an, da sie von den Patienten eigenständig außerhalb der Therapiezeit ausgefüllt werden können. Die Leitlinie Gonarthrose empfiehlt die Assessments Oxford Knee Score, Knee Society Score, KOOS und WOMAC. Für die Praxis bietet sich der KOOS an, da er ausreichend detailliert, einfach zu nutzen und lizenzfrei verfügbar ist.

Tipp 2: Training verringert den Schmerz und verbessert die Kniefunktion
Ausdauertraining in Form von Walking, progressives Krafttraining oder eine Kombination aus Ausdauer-, Kraft- und Beweglichkeitsübungen zeigten in Studien positive Therapieergebnisse und sollten vom Patienten auch nach Abschluss der Therapie fortgesetzt werden. Für mehr Abwechslung im Trainingsalltag können propriozeptives Training von Alltagsfähigkeiten, alternative Trainingsmethoden wie Tai Chi oder aquatisches Training sorgen.

Tipp 3: Unter Anleitung verbessern sich die Therapieergebnisse
Nach mindestens 12 unter Anleitung absolvierten Trainingseinheiten konnten Studienteilnehmer ihre Therapieergebnisse gegenüber der Kontrollgruppe nochmal deutlich verbessern. Es lohnt sich also, die Trainingseinheiten nicht nur ins Heimprogramm zu integrieren, sondern auch während der Therapiezeit unter Anleitung zu üben.

Tipp 4: Physikalische Therapien können die Behandlung ergänzen
TENS-Ströme, Stoßwellentherapie und Traktionsbehandlungen konnten in Studien als Ergänzungstherapien überzeugen. Auf Übungen darf jedoch in keinem Fall verzichtet werden, zur Schmerzlinderung und Abwechslung bieten sich die genannten Therapieformen jedoch ebenfalls an.

Tipp 5: Aufklärung und Motivation sorgen für einen bleibenden Effekt
Patienten, die entsprechend über die Erkrankung Gonarthrose aufgeklärt wurden und zusätzlich Behandlungen erhielten, zeigten insgesamt bessere Ergebnisse. Dabei war eine persönliche Aufklärung gegenüber reinen Informationsflyern überlegen. Um Gonarthrose Patienten über möglichst lange Zeit zu Übungen zu motivieren, darf auch die individuelle, motivierende Ansprache nicht vernachlässigt werden.

Zusatztipp: Gemäß der Leitlinie können neben der Physiotherapie auch naturheilkundliche Salben wie Beinwellextrakt-Gel zur Schmerzreduktion verwandt werden.

Lesen Sie hier die weiteren Artikel der Serie:
Artikel 1: Einführung in die Leitlinie Gonarthrose
Artikel 2: Befund bei Gonarthrose
Artikel 3: Therapie bei Gonarthrose