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18.01.2005

Die Arbeitsgemeinschaften des ZVK

Ehrenamtliches Engagement schafft breite Basis für den Verband.

Mehr als 31.000 Physiotherapeuten in 15 Landesverbänden lassen ihre beruflichen Belange durch den Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V. vertreten. Um als größter deutscher Physiotherapieverband die Gesundheitspolitik mitzugestalten, die Weiterentwicklung des Berufs zu fördern, die Zukunft des Berufsstandes zu sichern sowie die internationalen Beziehungen zu pflegen und auszubauen, bedarf es einer fachlich hochwertigen Arbeit als Basis. Diese leisten u. a. die 16 Arbeitsgemeinschaften im ZVK, über die der fachliche Wissenstransfer stattfindet.

Die Arbeitsgemeinschaften (AGen) beraten den ZVK in fachlichen Fragen, sie sorgen für die qualifizierte Weiterentwicklung der jeweiligen Untersuchungs- und Behandlungstechnik sowie für die fachspezifische Qualitätssicherung der Fort- und Weiterbildungsangebote. Einige der AGen sind autorisiert, Fachlehrerprüfungen abzunehmen, also auch eine Art Gutachterfunktion zu übernehmen. Einen großen Anteil der Dienstleistungen, die der ZVK seinen Mitgliedern anbietet, bilden die Angebote der AGen. Viele Mitglieder identifizieren sich über „ihre“ Arbeitsgemeinschaft mit dem Verband und erwarten und erhalten dementsprechend von den jeweiligen AGen neben fachspezifischen auch berufspolitische Informationen. Damit spielen die AGen eine zentrale Rolle im gesamten Verband.

Von den Sachgebieten hin zu den Wirkorten

Die erste Arbeitsgemeinschaft, die AG Atemtherapie im ZVK, wurde 1964 gegründet. Anfangs stand die Weiterentwicklung von Techniken und Methoden im Vordergrund, bis 1997 das „Neue Denkmodell für die Physiotherapie“ aus der Taufe gehoben wurde. Demnach definiert sich die Physiotherapie nicht mehr nach den Methoden und Fachgebieten der klinischen Medizin, sondern an ihren vier primären Wirkorten: Bewegungssystem, Inneres Organsystem, Bewegungsentwicklung und Bewegungskontrolle, Erleben und Verhalten. Diese Wirkorte werden in jeder physiotherapeutischen Untersuchung und Behandlung gemeinsam und vernetzt betrachtet. Daraus leitet sich auch der Indikationskatalog physiotherapeutischer Leistungen ab. Diese grundlegende Entwicklung hatte auch Auswirkungen auf die AGen. „In der praktischen Arbeit wird sowieso nach Wirkorten gearbeitet“, betont Frauke Mecher, Sprecherin des ZVK-Beirates, in dem die Leiter der Arbeitsgemeinschaften vertreten sind. “

Aus-, Fort- und Weiterbildung

Seit je her bieten die AGen Jahr für Jahr ein breit gefächertes Programm, das den aktuellen fachlichen Entwicklungen entspricht. Auch die Referenten der Fortbildungen, die von der Physio-Akademie organisiert werden, rekrutieren sich zum großen Teil aus den AGen. Sie erarbeiteten die jeweiligen Curricula für die Fort- und Weiterbildung, wie es von den Kassen gefordert wird. „Das ist hieb und stichfest, damit diese Qualifikationsprogramme von den Kassen anerkannt werden“, betont Mecher.

Assessmentverfahren und Leitlinien

Eine wichtige Aufgabe der AGen besteht darin, Grundlagenarbeiten für Bereiche wie Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer, Schmerz sowie Koordination zu erstellen bzw. zu überarbeiten sowie die entsprechenden Assessmentverfahren zusammenzustellen. Vor dem Hintergrund der Diskussionen zur Gesundheitsreform und im Zeitalter von Leitlinienerstellung und Evidence Based Medicine wird auch von der Physiotherapie immer lauter der Effektivitäts- und Effizienznachweis gefordert. Ein erster wichtiger Schritt ist daher die Einführung einer standardisierten Dokumentation, um zu evaluieren. Im Rahmen eines Projektes und mit Unterstützung der Physio-Akademie werden die entsprechenden Assessmentverfahren zusammengestellt, die zu dem jeweiligen Wirkort das standardisierte Mess- und Assessmentverfahren belegen. Nun soll ein Pilotprojekt gestartet werden, um diese Verfahren in der Praxis zu erproben. Fallen die Ergebnisse nach einer umfassenden Auswertung positiv aus, dann kann dieses Verfahren flächendeckend eingesetzt werden. Einige der AGen sind zudem an der Erstellung von Leitlinien aktiv beteiligt, wie die AG Gynäkologie bei der Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms“ oder die AG Herz-Kreislauf bei der Leitlinie für die „Kardiale Rehabilitation“.

Prävention

1994 gründete sich die AG Prävention im ZVK angesichts der durch die Gesundheitspolitik immer mehr in den Mittelpunkt gerückten Aufgabe der Prävention. „Gerade im Bereich der Prävention werden die AGen auch dazu bewegt, mehr zusammen zu arbeiten,“ betont Ulrike Steinecke, Vorsitzende des ZVK. Wird z.B. ein Präventions-Konzept zur Vorbeugung von Herz- Kreislauferkrankung entwickelt, so liegt eine Kooperation zwischen der AG Prävention und der AG Herz-Kreislauf nahe. Das Gleiche gilt für neue Entwicklungen, wie z.B. die Betreuung der Patienten mit Beamtungsgeräten zuhause, ein Prozess, den die AG Atemtherapie aktiv begleitet. Auch hier zeichnet sich für Physiotherapeuten ein potentielles Angebot ab.

Auf internationalem Parkett

Manuelle Therapie, PNF, Bobath, Vojta, GGUP (Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, Proktologie), Geriatrie oder Sportphysiotherapie, fast alle AGen des ZVK, sind inzwischen aktiver Teil der internationalen Kooperation auf Kongressen und Symposien. Auf Kongressen, wie z.B. auf dem WCPT-Kongress in Barcelona oder dem ersten deutsch-polnischen Kongress in Görlitz im vergangenen Jahr, treten AG-Mitglieder als Referenten oder Workshop-Leiter auf.

Dieses gesamte Spektrum an Arbeit wird von einer Vielzahl von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaften ehrenamtlich erbracht! „Eine Leistung, die man gar nicht genug anerkennen kann und bei der viel im Verborgenen geschieht“, betont die Vorsitzende Steinecke.