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17.03.2015

Nachruf: Der Deutsche Verband für Physiotherapie trauert um Hilla Ehrenberg –

Der Deutsche Verband für Physiotherapie trauert um Hilla Ehrenberg – eine engagierte Physiotherapeutin und Pionierin der Atemtherapie in Deutschland.

Hilla Ehrenberg kam am 17. September 1917 in Göttingen zur Welt. Am 27. Februar 2015 verstarb sie im Alter von 97 Jahren nach einem erfüllten und sehr engagierten Leben.

Die Tochter des Mediziners Prof. Dr. med. Rudolf Ehrenberg war eine Pionierin der Physiotherapie, die unseren Beruf bis ins hohe Alter mit aller Kraft und Überzeugung etabliert und weiterentwickelt hat. Ihre besondere Leidenschaft galt der Physiotherapie im Bereich der Inneren Medizin mit den Schwerpunkten Herz-Kreislauf und Atemtherapie. Die Zusammenarbeit und den inhaltlichen Diskurs mit Ärzten hielt sie für unerlässlich, um eine bestmögliche Patientenversorgung mit Physiotherapie zu erzielen. So gab es zahlreiche Publikationen in Fachzeitschriften und Büchern, die eine enge Verzahnung von physiotherapeutischen Techniken und schulmedizinischer Lehrmeinung abbildeten.

Hilla Ehrenberg - die eigentlich Hildegard Maria hieß, sich selbst aber irgendwann einfach Hilla nannte - war u. a. auch mehrere Jahre Vorstandsmitglied im Landesverband Nordrhein-Westfalen im Deutschen Verband für Physiotherapie. Danach zog sie von NRW nach Bayern und war dann für den Landesverband Bayern aktiv. Ein Meilenstein ihrer berufspolitischen Arbeit war 1964 die Gründung der ersten Arbeitsgemeinschaft im Deutschen Verband für Physiotherapie: der Arbeitsgemeinschaft Atemtherapie, deren Leiterin sie von 1964 bis 1989 war. Der Arbeitsgemeinschaft Herz-Kreislauf stand sie zusammen mit Lars Wiraeus bis 1985 vor. Damit entwickelte sie das fachliche Profil unseres Verbandes entscheidend mit. In den Arbeitsgemeinschaften erarbeitete und leitete sie qualitativ hochwertige Fortbildungen für ihre fachlichen Spezialgebiete.

Persönlichkeiten wie Hilla Ehrenberg haben unseren Beruf zu dem gemacht, was er heute für unsere Patientinnen und Patienten ist – eine unersetzliche Anlaufstelle, bei körperlichen Einschränkungen und Krankheiten, die mit eingeschränkter Beweglichkeit oder verminderter Leistungsfähigkeit einhergehen.

Viele Dinge, die für junge Kollegen heute selbstverständlich sind, hat Hilla Ehrenberg mit ihrer Arbeit mit den Weg bereitet. Sie hat es mit ihrer wissenschaftlichen Neugier und ihrem zielorientiertem Handeln für die Physiotherapie verstanden, besonders junge Kolleginnen und Kollegen zu motivieren und sie angehalten, das eigene Handeln stets zu hinterfragen.

Dabei war der Einstieg in ihr Berufsleben alles andere als einfach: Sie absolvierte ihre Ausbildung während des 2. Weltkrieges zwischen 1940 und 1942 an der Krankengymnastikschule der Universitätsklinik in Berlin-Dahlem und war bis Kriegsende in einem Reservelazarett in Göttingen tätig. Neben Berlin und Göttingen arbeitete sie im Laufe ihres Berufslebens in Köln, Hamburg, Erlangen und Nürnberg als Physiotherapeutin und Lehrkraft.

Hilla Ehrenberg hat zielstrebig, diskussionsfreudig, interdisziplinär und visionär unseren Berufstand über viele Jahre weiterentwickelt. Zeichen für die allgemeine Anerkennung ihrer Arbeit sind die zahlreichen Ehrungen, die sie erhalten hat: 1997 rief der Deutsche Verband für Physiotherapie als Würdigung ihres Lebenswerkes die Hilla-Ehrenberg-Medaille für besondere Verdienste in der Physiotherapie als Stiftung ins Leben. 1992 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1991 die Ehrennadel des Deutschen Verbandes für Physiotherapie. Bereits 1975 erhielt sie den Franz-Schede-Preis und 1972 wurde auf dem internationalen Kongress für physikalische Medizin in Barcelona ihre gemeinsame Forschungsarbeit mit Prof. Dr. Simon über Atemwegswiderstände mit einer Goldmedaille prämiert.

Der Deutsche Verband für Physiotherapie verneigt sich vor so viel Engagement für die Physiotherapie und nimmt in großer Dankbarkeit Abschied von Hilla Ehrenberg, einer geschätzten Kollegin und einem liebenswerten Menschen.

Andrea Rädlein, Stefanie Fimm, Michael N. Preibsch

Vorstand des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK) e. V.