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31.01.2005

Spezifisches Reha-Programm für Patienten mit Multiplem Myelom / Plamozytom

Ganzheitliches medizinisches Konzept: diagnoseübergreifende Rehabilitationsmaßnahmen aus den Bereichen Physiotherapie, Naturheilkunde, Psychoonkologie und Kunsttherapie.

Patienten mit Multiplem Myelom, auch Plasmozytom genannt, haben heute dank innovativer und intensivierter Therapieverfahren eine längere Lebenserwartung, leiden jedoch häufig unter gravierenden Krankheits- und Therapiefolgen. Um für die Betroffenen eine Verbesserung der Lebensqualität zu ereichen, wurde an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg ein spezielles Rehabilitationsprogramm entwickelt. Ausgehend von einem ganzheitlichen medizinischen Ansatz werden dabei sowohl die krankheitsspezifischen Probleme des Patienten als auch seine gesundheitsfördernden Ressourcen berücksichtigt. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitforschung wird das Reha-Programm im Hinblick auf Prozess- und Ergebniskriterien evaluiert. Jährlich erkranken 2000 bis 3000 Menschen in Deutschland neu an einem Multiplen Myelom, das nach wie vor als unheilbar gilt. Dank der Entwicklung neuer Therapieverfahren konnten die Behandlungsmöglichkeiten jedoch so erweitert werden, dass das Multiple Myelom heute in vielen Fällen eine chronische Erkrankung ist. Krankheitsverläufe von über zehn Jahren sind keine Seltenheit, häufig aber um den Preis erheblicher therapie- und krankheitsbedingter Einschränkungen. Hier setzt das neue Rehabilitationsprogramm an. Grundlagen sind eine strukturierte, multidisziplinäre Diagnostik (Assessment), spezifische Therapien für Myelompatienten sowie diagnoseübergreifende Therapieangebote. Neben der etablierten Rehabilitationsdiagnostik liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der individuellen Erfassung im Bereich der Physiotherapie, Psychoonkologie und Neuropsychologie. Darauf aufbauend wird gemeinsam mit dem Patienten der Therapieplan erstellt.

Zu den myelomspezifischen Therapieelementen gehören Informations- und Gesprächsangebote rund um das Thema Multiples Myelom. Für Patienten, bei denen die erhöhte Gefahr von Knochenbrüchen besteht, wurde eine onkologisch-orthopädische Konferenz eingerichtet, an der ein rehabilitationserfahrener Orthopäde, ein Orthopädietechniker, ein Physiotherapeut und der behandelnde Arzt teilnehmen. Ziel dieser interdisziplinären Zusammenarbeit ist eine möglichst optimale orthetische Versorgung (orthopädietechnische Stützversorgung zur Verhinderung von Knochenbrüchen), die den Blick nicht nur auf die Muskeln und Knochen des Patienten lenkt, sondern auch dessen individuellen Lebensstil und die individuellen Lebensbedingungen berücksichtigt. Hinzu kommt ein Spektrum von diagnoseübergreifenden Rehabilitationsmaßnahmen aus den Bereichen Physiotherapie, Naturheilkunde, Psychoonkologie und Kunsttherapie.

Das Rehabilitationsprogramm für Patienten mit Multiplem Myelom, Plasmozytom und Morbus Waldenström baut auf langjährigen Erfahrungen in der Rehabilitation komplexer hämato-onkologischer Erkrankungen auf. So wurden in den vergangenen zehn Jahren an der Klinik für Tumorbiologie über 1500 Patienten nach hämatologischen Stammzelltransplantationen in einer Rehabilitation betreut. Die Klinik ist Mitglied im rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbund Freiburg - Bad Säckingen und dadurch eingebunden in ein Netz kooperierender Kliniken und Institute.

Stichwort: Multiples Myelom

Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung des höheren Erwachsenenalters, 20 Prozent der Betroffenen sind allerdings unter 60 Jahren. Entartete Zellen des Immunsystems, so genannte B-Lymphozyten beziehungsweise Plasmazellen, produzieren im Übermaß immer das gleiche Immuneiweiß (Antikörper) - mit dem Ergebnis, dass es zu einer Immunschwäche kommt. Regional kann dies mit dem Abbau von Knochen und Einschränkungen der Nierenfunktion einhergehen. Durch die Verstopfungen der Niere mit \"falschen\" Eiweißen drohen den Betroffenen Einschränkungen der Nierenfunktion. Folgen sind vermehrte Infekte, Knochenbrüche und unter Umständen auch die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung (Blutwäsche).

Die dem Ausbruch der Erkrankung zugrunde liegenden molekularen Krankheitsprozesse werden seit einigen Jahren zunehmend besser verstanden. Ursächlich spielen erworbene Gendefekte eine Rolle. Besser als früher ist man heute in der Lage prognostisch ungünstige Myelomerkrankungen von solchen mit günstiger Prognose zu unterscheiden. Die therapeutischen Möglichkeiten können heute gezielter an die individuelle Erkrankungssituation angepasst werden. Zum einen gibt es neue medikamentöse Behandlungsansätze, zum anderen konnte gezeigt werden, dass für einen Teil der Erkrankten durch eine Intensivierung der Therapie unter Einsatz von Blutstammzellen die Lebensqualität und die Lebenserwartung deutlich gesteigert werden kann.

Weitere Informationen: www.tumorbio.uni-freiburg.de

Quelle: Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg