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29.09.2014

Studienpreis 2014 des Deutschen Verbandes für Physiotherapie verliehen an Daniel Haid

Im Rahmen der Eröffnungsfeier des Bundeskongresses Physiotherapie erhielt Daniel Haid am 19. September 2014 von Frauke Mecher (Vertreterin des Wissenschaftsrates) und Ute Mattfeld (Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie) den Studienpreis 2014 des Verbandes für seine Masterarbeit.

In seiner Masterarbeit beschäftigte sich Daniel Haid mit der Frage nach einem anwendbaren Trainingskonzept für Menschen mit COPD. Dieses sollte unter Einschluss evidenter Empfehlungen strukturiert sein und möglichst für den Patienten ambulant zugänglich gemacht werden. Lesen Sie hier die Zusammenfassung der prämierten Arbeit. 

Zusammenfassung der Masterarbeit von Daniel Haid

Hintergrund: Die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist eine chronische, multiorganische Systemerkrankung, die einen progredienten Verlauf aufweist und erhebliche Einschränkungen für den Betroffenen mit sich bringt. Ein strukturiertes und effektives Behandlungsmanagement umfasst nicht nur medikamentöse Ansätze, sondern auch Maßnahmen der nicht-medikamentösen Therapie, wie gezieltes körperliches Training. Dadurch können unter anderem die Belastungstoleranz, Ausdauerleistung, Muskelkraft sowie die Lebensqualität gesteigert werden und Exazerbations- und Rehospitalisierungsraten gesenkt werden. Es muss also ein unter Einschluss evidenter Empfehlungen strukturiertes, dazu anwendbares Trainingskonzept geschaffen und den Patienten ambulant zugänglich gemacht werden.

Ziele: Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob sich bei Patienten mit COPD ein Trainingsprogramm mit Elementen des Kraft-, Ausdauertrainings und Gruppensports, im Vergleich zu keiner Trainingsintervention, signifikant auf die Gehstrecke als Hauptzielparameter und auf sekundäre Parameter wie Lebensqualität, FEV1- Wert, globale Ausdauer und Maximalkraft auswirkt.

Methodik: Dazu wurde eine prospektive, kontrollierte, klinische Interventionsstudie für COPD-Patienten aller Schweregrade (GOLD Klassifikation) am Marburger Universitätsklinikum angelegt. Die Interventionsgruppe trainierte zweimal wöchentlich über 12 Wochen, die Kontrollgruppe erhielt die üblich adäquate Grundversorgung, jedoch keine Trainingsintervention.
Ergebnisse: Insgesamt beendeten 28 Patienten (Interventionsgruppe IG n=12; Kontrollgruppe KG n=16) die Studie. Nach 12 Wochen zeigten sich hinsichtlich der Gehstrecke des 6-Minuten-Gehtests (IG 455,83 ± 113,07 m vs. KG 392,67 ± 121,87 m; p = 0,054) keine statistisch signifikanten Unterschiede.
Auch bezüglich Lebensqualität (Gesamt-Score SGRQ und CAT-Score), FEV1- Werten und globaler Ausdauer zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede im Vergleich zur KG. Lediglich in der Sub-Gruppe „Symptom” des SGRQ zeigte sich eine statistisch signifikante Veränderung (p = 0,037) zu Gunsten der IG. Des Weiteren zeigten sich innerhalb der IG statistisch signifikante Veränderungen der Gehstrecke (p = 0,013), der durchschnittlichen Maximalkraft (p =0,013) und der Ausdauerleistung (p = 0,005). Innerhalb der KG konnten keine statistisch signifikanten Veränderungen festgestellt werden.

Schlussfolgerung: Das erarbeitete Trainingskonzept wirkt sich nicht statistisch signifikant auf die gewählten Outcomeparameter aus, mit Ausnahme des Sub-Scores "Symptom". Die Patienten, die das Training erfolgreich absolvierten, gaben einen geringeren SGRQ-Sub-Score "Symptom" an als die der Kontrollgruppe, was bedeutet, dass die Patienten bei zweimal pro Woche Training und dreimonatiger Laufzeit eine gesteigerte Lebensqualität in Form von weniger stark und weniger häufig empfundenen krankheitsbezogenen Symptomen wie zum Beispiel Atemnot, erfahren.

Die Intervention ergab ebenso keine signifikante Veränderung der Gehstrecke im Vergleich beider Gruppen. Es ist jedoch eine klinisch signifikante Veränderung zu verzeichnen. Sie lag im Mittel bei D = 59,49 m. Die Gehstrecke war damit entsprechend weiter als der derzeitig angegebene klinisch bedeutsame Unterschied von 261 ± 2 Metern. Im weiteren Beobachtungsverlauf innerhalb der IG sind noch weitere signifikant positive Veränderungen festzuhalten. Dies weist auf eine gute Praktikabilität des Konzeptes hin und bestätigt die positive Wirkung auf den Trainingsverlauf. Folglich kann positiv Einfluss auf krankheitsbezogene Parameter von Trainierenden, den Trainingszustand, die respiratorisch empfundenen Beschwerden und nicht zuletzt Einfluss auf die Lebensqualität genommen werden. In nachfolgenden Studien sollten jedoch die Gruppengröße und die Laufzeit der Intervention erhöht werden, um deutlichere Veränderungen aufzeigen zu können.

Schlüsselwörter: COPD, klinische Studie, ambulante Rehabilitation, Training, Kombinationstraining, Gehstrecke, 6-Minuten-Gehtest, Lebensqualität.

Über den Preisträger Daniel Haid

Daniel Haid  absolvierte nach seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten 2008 in Schwabach den Studiengang Physiotherapie an der Fachhochschule Osnabrück und schloss diesen erfolgreich mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science“ im Juli 2010 ab. Diesen Weg schlug er ein, um fundiertes Wissen, gerade zu den Arbeitsweisen und Systemen interdisziplinär angrenzender Instanzen zu erlangen und somit tiefgreifenderes Verständnis für das vielseitige Arbeitsfeld der Medizin, Forschung und des Gesundheitswesens zu entwickeln.

Danach folgte von Oktober 2011 bis 2013 die konsequente Weiterqualifikation mit dem Masterstudiengang an der Universität Marburg. Während dieser Zeit konnte Daniel Haid als wissenschaftliche Hilfskraft in der Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie tätig sein, insbesondere konnte er bei der Organisation, Planung und Durchführung klinischer Studien mitwirken. Somit konnte eine Grundlage für die dauerhafte Betreuung und Versorgung von Lungenerkrankten Patienten mit regelmäßigen, körperlichen Trainingseinheiten geschaffen werden.

Sein letztes Projekte trug den Titel: "Klinische Studie zu einem individualisierten Kombinationstraining von Kraft-, Ausdauer- und Gruppensportkomponenten bei COPD Patienten" Diesen klinischen Forschungsauftrag hat Herr Haid über einen Zeitraum von 14 Monaten bearbeitet und dabei sowohl das Studiendesign und das Studienprotokoll entworfen, als auch die Interventionsleitung, das Monitoring, Messungen und die Auswertung der Daten ausgeführt.

Derzeit arbeitet er für das Unternehmen, welches maßgefertigte Knieendoprothetik entwickelt und vertreibt. Damit hat er die Pfade der Pneumologie etwas verlassen. Auch dies ist wieder ein deutlicher Schritt in die Erschließung „neuer“ Arbeitsfelder, die ausschließlich im interdisziplinären Team bestritten werden können. Es zeigt außerdem die hervorragende Kompatibilität unserer akademischen und hoch fundierten physiotherapeutischen Ausbildung und welche Türen damit geöffnet werden können.

Bei Fragen zur Masterarbeit wenden Sie sich gerne an Herrn Haid unter D.Haid1(at)gmx.de.

  • Die aktuelle Ausschreibung des Studienpreises 2015 finden Interessierte hier.