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21.02.2014

Vorstand vor Ort:

Ute Mattfeld im Gespräch mit Studierenden der Physiotherapie des ersten primärqualifizierenden Studienganges an der Alice Salomon Hochschule in Berlin.

Im Anschluss an eine Gastvorlesung zum Thema Direktzugang und Verkammerung vor Physiotherapie- und Ergotherapiestudierenden des 5. Semester der Alice Salomon Hochschule (ASH) sprach die Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie, Ute Mattfeld, mit drei Studierenden der Physiotherapie: Lisa Kranig, Sarah Baumann und Karolin Steuer. 

Die Studierenden stehen kurz vor ihrem Staatsexamen und ein Jahr vor ihrem akademischen Abschluss. Ausgebildet werden sie an der ASH und an der Wannsee-Akademie, Schule für Physiotherapie. Während ihrer klinischen Ausbildung sind die Studierenden in Kooperationseinrichtungen tätig. 

Warum möchten Sie Physiotherapeutin werden?

Sarah: Ich wusste bereits mit 15 Jahren, dass ich Physiotherapeutin werden möchte. Mir ist der Kontakt mit Menschen wichtig. Konkret zur Physiotherapie bin ich über persönliche Erfahrungen mit der Hippotherapie gekommen.

Karolin: Ich komme aus dem Sport und habe schon immer vorgehabt, einen Beruf im Sportbereich zu ergreifen. Sporttherapie schwebte mir zunächst vor, aber der Bereich Physiotherapie erschien mir breiter und flexibler. So habe ich mich für das Physiotherapie-Studium entschlossen.

Lisa: Auch ich wollte Sport und Arbeiten mit Menschen verbinden.

Haben Sie sich gezielt nach den Vorteilen eines Studiums erkundigt?

Sarah: Favorisiert hatte ich zunächst eine berufsfachschulische Ausbildung und anschließend ein Studium. Über die Internetseite des ISQ, des Qualitätssicherungsvereins für die Physiotherapieausbildung, bin ich auf die Wannsee-Schule aufmerksam geworden. Ich komme aus dem Emsland und wollte gerne nach Berlin. Als ich mich beworben habe, hat die Wannseeschule gerade in Kooperation mit der Hochschule auf den primärqualifizierenden Studiengang umgestellt. Ich bin also eigentlich durch Zufall in den ersten Studiengang nach neuem Modell geraten.

Karolin: Es war nicht einfach, verlässliche Informationen über den Studiengang in Berlin zu erhalten, da die Akkreditierung des neuen Modells zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war. Die Informationen von PHYSIO-DEUTSCHLAND haben mir sehr geholfen, Studiengangsmodelle zu finden und entsprechend einzuordnen. 

Sie arbeiten ja durch Ihre klinische Ausbildung bereits mit Patienten unter "Normalbedingungen". Welche Rückmeldung erhalten Sie?

Uns wird schon gesagt, dass wir Studierende anders sind als die gleichzeitig anwesenden Schüler. Wir selbst empfinden in der konkreten Anwendung keine Unterschiede und können und wollen uns nicht so gerne vergleichen. Die Kollegen vor Ort sagen uns, dass wir auffällig viel fragen und hinterfragen, unsere Behandlungen anders aufbauen, befundorientierter arbeiten und mehr den Kontakt mit anderen Berufsgruppen, insbesondere den Medizinern suchen. Wir selbst finden den Ganztageseinsatz in den Kliniken gut, denn so kommen wir in den tatsächlichen Ablauf rein und sind in die Teams vor Ort integriert.

Haben Sie schon Vorstellungen über Ihre berufliche Entwicklung?

Lisa: Ich möchte die Physiotherapie gerne mit meinem großen Hobby und inzwischen Nebenberuf, dem Tanzen, verbinden. Vielleicht ergeben sich da Möglichkeiten.

Mattfeld: Da fällt mir spontan die Tanztherapie ein oder auch die Möglichkeit, als Sportphysiotherapeutin Tänzer zu betreuen. Besonders von den physiotherapeutischen Kompetenzen im Bereich der "Bewegungsbeobachtung, Bewegungsanalyse und Korrektur" können Sportlerinnen und Sportler sehr profitieren.

Karolin: Ich möchte gerne zunächst ins Ausland gehen und andere Gesundheitssysteme kennenlernen. Ob ich Zeit meines Berufslebens in der Physiotherapie bleibe, weiß ich heute noch nicht. Vielleicht studiere ich ja doch noch Ostheopathie. Aber erstmal möchte ich als Physiotherapeutin im Ausland arbeiten und meine eigenen Stärken in dem Beruf finden.

Mattfeld: Gerne unterstützen wir Sie als Verband bei den Vorbereitungen im Ausland arbeiten zu können. Wir informieren ausführlich darüber auf unserer Homepage und beraten unsere Mitglieder bei Bedarf individuell. Auch die Berufseinsteigerforen in den Landesverbänden und das Studierenden-Treffen "Students meet Students" bieten viele Informationen dazu.

Sarah: Ich möchte zunächst mal mit Patienten arbeiten und Erfahrungen sammeln. Gerne würde ich in Richtung Pädiatrie gehen und vielleicht später ein Masterstudium beginnen.

Wir haben in der Vorlesung über den Direktzugang gesprochen und wie wichtig Sie die Erfahrung als Therapeut finden. Möchten Sie später im Direktzugang arbeiten?

Ja, später sehr gerne. Wir können es uns jetzt noch nicht vorstellen, direkt nach der Ausbildung im Direktzugang zu arbeiten. Erst brauchen wir etwas mehr Erfahrung und Sicherheit. Es wird aber Zeit, dass es für uns Physiotherapeuten überhaupt die Möglichkeit gibt, Patienten direkt zu therapieren. Viele Patienten würden davon sicher profitieren.

Welche Wünsche haben Sie an die Entwicklung unseres Berufsstandes und welche Wünsche haben Sie an uns als Berufsverband?

Wir wünschen uns,

  • dass Physiotherapeuten mehr Mitspracherecht im Gesundheitswesen erhalten,

  • dass es eines Tages möglich sein wird, im Direktzugang zu arbeiten ohne eine Heilpraktiker Ausbildung machen zu müssen,

  • dass die Physiotherapeuten in Deutschland es schaffen, eine gemeinsame politische Linie zu fahren,

  • eine bessere Vergütung

  • einheitliche, qualitativ hochwertige Ausbildung für Physiotherapieschüler/-studierende

Vielen Dank für Ihre Zeit und die Offenheit. Sie gehören zur neuen Generation von Physiotherapeuten, die mit einer anderen Grundausbildung in den Beruf startet. Ihr Studium stattet Sie mit Kompetenzen aus, die eine gute Basis für Ihre kommende Tätigkeit ist. Sie können therapieren, beraten, forschen und vieles weitere mehr. Wir als Verband stehen ganz klar für die Akademisierung der Physiotherapie. Ich wünsche Ihnen viel Spaß an Ihrer Tätigkeit und der Physiotherapie. Viel Erfolg für Staatsexamen und später gutes Gelingen beim Schreiben Ihrer Bachelorarbeit.

Das Gespräch führte Ute Mattfeld, Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie.