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16.01.2021

Physio-Konferenz live: brandaktuell, informativ und am Puls der Zeit

Mehr als 1.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben an der ersten digitalen Physio-Konferenz live am 15. Januar 2021 teilgenommen. Die bislang größte Onlinekonferenz von PHYSIO-DEUTSCHLAND und dem VPT-Verband für Physikalische Therapie bot fünf Stunden geballte Informationen – virtuell, überregional, aber trotzdem basisnah und kollegial. Kurzum: Physio-Konferenz, ein digitales Format für die Zukunft der Physiotherapie in Deutschland!

Das Programm der ersten Physio-Konferenz baute eine Brücke zwischen Berufspolitik, konkreten Erleichterungen in den Praxen und den Einblicken in spezielle Fachbereiche der Physiotherapie. Ganz konkret gab es brandaktuelle Informationen zum neuen Bundesrahmenvertrag, Einblicke in die Chancen der Digitalisierung und fundiertes Fachwissen zu den Themen chronischer Schmerz und Neurorehabilitation. Durch das Programm der Physio-Konferenz führte souverän Steffen Gabriel, Grundsatzreferent beim VPT-Verband Physikalische Therapie.

Gemeinsam, durchsetzungsstark und nah an der Basis

Zum Einstieg begrüßten die Vorsitzenden Hans Ortmann (VPT-Verband Physikalische Therapie) und Andrea Rädlein (PHYSIO-DEUTSCHLAND) alle Teilnehmenden persönlich und betonten in ihren Grußworten zum einen die gemeinsame Interessenvertretung gegenüber der Politik und den Kostenträgern, aber auch das Zusammenrücken beider Verbände bei den Fusionsgesprächen hin zu einem noch durchsetzungsfähigeren und moderneren Verband von morgen.

Beide Vorsitzende verhandeln aktuell mit den Kostenträgern zum neuen Bundesrahmenvertrag. Aus erster Hand berichteten sie über den aktuellen Stand zu den Forderungen der Verbände im Rahmen der Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband und gaben einen Ausblick auf die noch anstehenden Verhandlungen zur Blankoverordnung, die voraussichtlich im Februar 2021 starten – aktueller und direkter geht es nicht!

Bundesrahmenvertrag: aktueller Stand und Diskussion über konkrete Inhalte

Zum Einstieg in das Podiumsgespräch zum neuen Bundesrahmenvertrag lieferte Thorsten Vogtländer, Geschäftsführer von PHYSIO-DEUTSCHLAND und Experte für das Sozialgesetzbuch V, einen kompakten Überblick über die Themenfelder des neuen Bundesrahmenvertrages, den ursprünglichen und neuen Zeitplan, die Corona-bedingte Verschiebung des Inkrafttretens sowie über den aktuellen Stand des Schiedsverfahrens.

In einem Kurzfilm sendeten dann Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis konkrete Fragen zum neuen Bundesrahmenvertrag in die Runde. Silke Becker-Hagen, Pressesprecherin im Landesverband Bayern von PHYSIO-DEUTSCHLAND, hat überregional bei den Praxen nachgefragt, welche Fragen und Probleme bei der täglichen Arbeit am drängendsten sind. Es überraschte nicht, dass hier die Themen Vergütung, Bürokratie und mehr therapeutische Freiheit die Top-Themen der Kolleginnen und Kollegen sind. Moderator Steffen Gabriel hat die konkreten Fragen in die Runde der Podiumsteilnehmer gegeben. Die Antworten der Diskutanten berücksichtigten dabei vier Bereiche:

  • Neuerungen durch die Heilmittel-Richtlinien, die seit dem 01. Januar 2021 gelten

  • bestehende gesetzliche Regelungen zum Beispiel bei der Zuzahlungspflicht,

  • aktuelle Abrechnungsprobleme, die mit dem neuen Bundesrahmenvertrag gelöst werden und

  • strittige Punkte bei den Verhandlungen zum neuen Bundesrahmenvertrag, die voraussichtlich durch die Schiedsstelle entschieden werden müssen.

Die Diskussion zeigte, wie sehr Andrea Rädlein und Hans Ortmann neben einer angemessenen Vergütung, Themen wie Entbürokratisierung, Professionalisierung und Flexibilisierung in der Therapiegestaltung besonders am Herzen liegen.

Nach den Verbandsvertretern erläuterte Elke Maßing, Referatsleiterin Heilmittel beim GKV-Spitzenverband, die Position der gesetzlichen Krankenkassen zu einzelnen Themenbereichen. Erwartungsgemäß gab es beim Thema Vergütung und bei der Modernisierung der Leistungsbeschreibung erkennbare Unterschiede zu den Positionen der Verbandsvertreter, aber durchaus auch die Bereitschaft, weiter an Lösungen bei den zwischen den Vertragspartnern strittigen Punkten zu arbeiten. Einigkeit bestand darüber, dass der neue Bundesrahmenvertrag deutlich zum Bürokratieabbau in den Praxen beitragen wird. Denn: Der neue Bundesrahmenvertrag wird 28 derzeit noch geltende Rahmenverträge in den einzelnen Bundesländern mit verschiedenen Kostenträgern bündeln.

Wie geht es weiter mit dem Schiedsverfahren? Auch auf diese Frage gab es eine Antwort: Derzeit laufen - auf Drängen der Schiedsstelle - weitere Gespräche zwischen den Verhandlungspartnern, mit dem Ziel, einen Teil der insgesamt 46 Forderungen noch vor der mündlichen Verhandlung möglichst zu konsentieren. Der Termin für die erste mündliche Verhandlung mit der Schiedsstelle ist für den 27. Januar 2021 anberaumt. PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT-Verband Physikalische Therapie werden über den Fortgang des Schiedsverfahrens weiter tagesaktuell berichten.

Zur Vertiefung der Inhalte und Themenfelder des neuen Bundesrahmenvertrages bieten PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT-Verband Physikalische Therapie im Nachgang zur Physio-Konferenz ihren Mitgliedern zwei Vertiefungsseminare an, die inhaltlich an die Podiumsdiskussion anknüpfen. Hier die Termine zu den Vertiefungsseminaren zum neuen Bundesrahmenvertrag:

  • Seminar 1: 20. Januar 2021 von 15 Uhr bis 16 Uhr – hier erhalten die Teilnehmer Informationen zur Zulassung und dem Allgemeinen Teil des Bundesrahmenvertrages.

  • Seminar 2: 27. Januar 2021 von 15 Uhr bis 16 Uhr – an diesem Termin geht es speziell um die Leistungsbeschreibung, die Checklisten (Ärzte/Zahnärzte) und die Fortbildungsverpflichtung.

Referenten der beiden Seminare sind Karl-Werner Doepp (VPT) und Uwe Eisner (PHYSIO-DEUTSCHLAND). Anmeldungen zu den Vertiefungsseminaren sind noch unter www.physiokonferenz.de mit dem entsprechenden Anmeldeformular möglich.

Digitalisierung: Chancen und Entwicklungen nutzen

Nach der ersten Pause leitete Steffen Gabriel direkt zum Thema Digitalisierung über. Hier hat der Gesetzgeber in den letzten Monaten die Einbeziehung der Heilmittelerbringerinnen und Heilmittelerbringer konkretisiert – zuletzt mit dem Digitale Versorgung Gesetz (DVG). Damit werden beispielsweise Apotheken verpflichtet, an der Telematikinfrastruktur teilzunehmen. Physiotherapiepraxen können dies ab Juli 2021 freiwillig tun. Dabei werden die Kosten für eine freiwillige Anbindung von den Kostenträgern erstattet. Referent Maximilian Menzel von der Noventi Healthcare GmbH berichtete, dass aktuell etwa 35 Prozent der Heilmittelpraxen noch keine Software nutzen. Dabei würden Physiotherapiepraxen davon gleich auf mehreren Ebenen profitieren: Terminmanagement, Videosprechstunden, Dokumentation, Therapieberichte, Nutzung der elektronischen Patientenakte oder auch die vom Gesetzgeber bereits beschlossene elektronische Verordnung sind zentrale Anwendungsbereiche der Digitalisierung. Ein weiterer durchaus interessanter Bereich für Physiotherapiepraxen ist die therapieergänzende Verwendung von Gesundheits-APPs. Die Digitalisierung hat nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie an Beschleunigung gewonnen. Deshalb sollten sich alle Physiotherapiepraxen auf den kommenden Digitalisierungsschub einstellen, zumal die Digitalisierung durchaus viele Vorteile für die Praxen mitbringt, so das Fazit des Referenten.

Fachwissen kompakt – zwei Themenfelder, vier Fachvorträge

Bei den Vorträgen zu den Themen „chronischer Schmerz“ und „Neurorehabilitation“ erwarteten die Teilnehmenden vier Fachbeiträge - zwei aus therapeutischer und zwei aus ärztlicher Sicht. Nachhaltig unterstrichen alle Vortragenden damit die Wichtigkeit der Interdisziplinarität in der Patientenversorgung.

Den Auftakt des fachlichen Teils der Physio-Konferenz machte die Physiotherapeutin Heike Kubat mit ihrem Vortrag unter dem Titel „Chronische versus akute Kopfschmerzen - ein physiotherapeutisches Behandlungskonzept“. Heike Kubat ist Studienleiterin im Department Gesundheit an der Berner Fachhochschule und Mitinhaberin der Physiotherapiepraxis Movecenter in der Nähe von Zürich in der Schweiz. Ihr Spezialgebiet ist die Forschung und Behandlung von Patienten mit cranio-cervicalen Symptomen. Ihr Vortrag richtete das Hauptaugenmerk auf die häufigsten primären Kopfschmerzerkrankungen und hier insbesondere auf die Migräne. Denn: Migräne ist nachweislich eine der am meisten unterdiagnostizierten, unterbehandelten und missverstandenen neurologischen Krankheiten.

Im Anschluss an diesen sehr konkreten und fundierten Beitrag zum Thema Kopfschmerz und Migräne referierte Dr. med. Jürgen Knieling über „Physiotherapie bei chronischen Schmerzen - Bessere Behandlung durch besseres Verstehen“. Dr. med. Jürgen Knieling ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie stellvertretender Vorsitzender der Interdisziplinären Gesellschaft für Psychosomatische Schmerztherapie (IGPS). Sein Vortrag beleuchtete die Auswirkungen der unterschiedlichen Schmerzmechanismen auf die Rolle der Physiotherapie. Denn: Bei chronischen Schmerzen sind unterschiedliche Entstehungsmechanismen zu bedenken, die sich auf die gewählten Behandlungsansätze auswirken.

Den Einstieg in das Themenfeld „Neurorehabilitation“ stellte Martin Huber her. Er hat als Physiotherapeut mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich der stationären Neurorehabilitation und ist aktuell freiberuflich in der ambulanten Neurorehabilitation tätig. Außerdem ist er Dozent im Bachelorstudiengang Physiotherapie an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Unter dem Vortragstitel „Motorisches Lernen in der Neurorehabilitation. Ein Blick in die Black Box mit Hilfe des Lernrades“ erläuterte Martin Huber sehr praxisnah Informationen zum Motorischen Lernen, das ein zentrales Element für eine gelingende Neurorehabilitation ist. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Feld erweitern sich ständig. Der Vortrag lieferte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen kompakten Überblick mit konkreten Anregungen für die praktische Umsetzung.

Den Abschluss des fachlichen Teils gestaltete Dr. Jörg Bahm. Er leitet die Sektion Plexuschirurgie der Klinik für Plastische, Hand- und Verbrennungschirurgie am Universitätsklinikum Aachen. Sein Schwerpunkt liegt in der interdisziplinären Behandlung von peripheren Nervenschäden, insbesondere des Plexus brachialis, beim Kind und Erwachsenen- sowie in der rekonstruktiven Handchirurgie, vor allem bei Kindern. Unter dem Titel „Sensible Neurorehabilitation bei (neuropathischem) Schmerz und Gefühlsstörungen“ lieferte er eine Aktualisierung der neuro-anatomischen und -physiologischen Grundlagen bei der Behandlung von sensiblen Nervenschäden, insbesondere bei Plexuslähmungen. Er vermittelte Einblicke in die aktuellen chirurgischen und physiotherapeutischen sowie ergotherapeutischen Maßnahmen.

Direkt nach den jeweiligen Vorträgen beantworteten die Referenten jeweils live Fragen der Teilnehmenden, die im Chat der Online-Konferenz eingegangen sind. Moderator Steffen Gabriel dankte allen Referenten am Ende des fachlichen Blocks und leitete über zum Abschluss der ersten Physio-Konferenz live an Andrea Rädlein und Hans Ortmann.

Mit einem Dank an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und der Bitte nach Feedback und weiterer Beteiligung zog Andrea Rädlein ein positives Fazit zum Ende der ersten Physio-Konferenz: „Ich freue mich sehr über die hohe Beteiligung, aber vor allem darauf, Sie alle baldmöglichst auch wieder persönlich zu treffen und gemeinsam mit Ihnen die Physiotherapie weiter nach vorne zu bringen“. Auch Hans Ortmann dankte sehr herzlich - dem Referententeam, den Sponsoren und dem Organisationsteam aus beiden Verbänden. „Wir werden uns weiter gemeinsam stark machen für die Physiotherapie“, betonte der Vorsitzende des VPT-Verband Physikalische Therapie. Mit einem Glas Sekt zum Anstoßen, einem virtuellen Feuerwerk und dem Aufruf, auch draußen an den Bildschirmen anzustoßen, endete die erste Physio-Konferenz der beiden mitgliederstärksten Physiotherapieverbände in Deutschland.

Selbstverständlich werden beide Verbände weiter tagesaktuell über den Fortgang des Schiedsverfahrens und auch zur Fusion berichten. Fragen sind jederzeit herzlich willkommen und werden schnellstmöglich beantwortet.