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17.05.2006 – Bundesverband

Kinderrückenschullehrer und ErgoPhysConsultant® in der Gesundheitsförderung für Kindergärten und Schulen - Teil 1

Im Kindergarten sollten Kinder möglichst in ihrem natürlichen bodennahen Bewegungsdrang unterstützt, anstatt motiviert zu werden, ihre Aktivitäten auf Stühlen und an Tischen zu verrichten.
Immer größere Bedeutung erfährt die Prävention im Kindergarten- und Schulalter. Kein Wunder, denn immer mehr Kinder leiden an Haltungs-, Bewegungs- und Entwicklungsstörungen. Neben den Haltungs- und Bewegungsstörungen kommt es bei Kindern immer häufiger auch zu Herz- Kreislaufschwächen, Übergewicht und sogar zu Diabetes Typ 2, den so genannten Altersdiabetes. Alarmierende Zahlen veröffentlicht u. a. die Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung für haltungs- und bewegungsauffällige Kinder und Jugendliche (BAG). Danach besitzen 60 bis 80% aller Kinder bis zum 14.Lebensjahr deutliche Haltungsschwächen, haben bereits 20 bis 30% aller Schulkinder Herz- Kreislaufschwächen, sind 20 bis 30% aller Kinder bis zum 14. Lebensjahr übergewichtig. Die Arbeitsgemeinschaft Prävention im ZVK besitzt mit dem Gesundheitsförderungsangebot „Haltungs- und Bewegungsförderung für Kinder“ ein geeignetes Konzept, um diesen gesellschaftlichen Phänomenen zu begegnen. Über zwei Angebote der Arbeitsgemeinschaft Prävention im ZVK können sich Physiotherapeuten fachliche Qualifikationen erwerben, die dazu befähigen, eine primärpräventive Maßnahme in Kindergärten oder in Schulen durchzuführen. Im Rahmen der Weiterbildung zum ErgoPhysConsultant® (physiotherapeutischer Arbeitsplatzberater) gibt es neben den Bausteinen für Projektmanagement, Kommunikation, wissenschaftliches Arbeiten und anderen auch einen Baustein „Ergonomie in Kindergarten und Schule“. In einer weiteren speziellen dreitägigen Fortbildung „Präventions- und Gesundheitstrainer: Haltungs- und Bewegungsförderung für Kinder“ werden Physiotherapeuten in alterstrukturierte Gesundheitsförderungsprogramme für Kinder im Kindergarten und Grundschulalter sowie für Kinder der 5. und 6. Schuljahre eingewiesen. Ziel ist es, insbesondere im Rahmen des Settings, in Kindergarten und Schule nicht nur die Kinder, sondern auch das pädagogische Personal und die Eltern zu erreichen. Eine betriebliche Rückenschule sollte daher nach Möglichkeit den Einstieg für die Gesundheitsförderungsmaßnahme bilden. Nur wenn die Erzieher eines Kindergartens sowie die Schulleitung und Lehrer einer Schule bereit sind, in ihren Einrichtungen im Team gesundheitsfördernde Ziele zu formulieren, um diese dann mit abgestimmten Inhalten in den pädagogischen Alltag zu implementieren, wird es möglich sein, eine nachhaltige Wirkung des Gesundheitsförderungsprogramms zu erzielen. Ebenso ist es mit den Eltern, auch sie müssen dafür gewonnen werden, die Gesundheitserziehung ihrer Kinder aktiv mit zu unterstützen. Im Kindergarten sollten Kinder möglichst in ihrem natürlichen bodennahen Bewegungsdrang unterstützt, anstatt motiviert zu werden, ihre Aktivitäten auf Stühlen und an Tischen zu verrichten. In der Schule sind regelmäßige Bewegungspausen als Muntermacher, bewegte Unterrichtsformen wie z.B. die Diktat- und Rechenrallye, ergodynamische Unterrichtsgestaltungen hinsichtlich der Arbeitshaltungen sowie Stuhl- und Tischanordnungen oder Ruhe- und Entspannungsformen in den Schulalltag zu integrieren. Bei allen Kindern, egal ob im Kindergarten- oder Grundschulalter oder für Kids im 5. und 6.Schuljahr, gilt es mit altersentsprechenden Spiel-, Bewegungs- und Trainingsformen Bewegungsfreude zu erzeugen. Das kann über interessante Parcours geschehen, wobei sich die Kinder bzw. Kids an Kletter-, Balancier-, Hüpf-, Kriech-, und Wahrnehmungsaufgaben erfreuen können. Oder es wird versucht, die Kinder je nach Alter über spezielle Themen wie Zirkus oder Olympiade besonders zu motivieren. Unter den Themenstellungen kann eine spielerische Trainingsgestaltung organisiert werden, wobei einerseits die fünf motorischen Grundeigenschaften trainiert werden, andererseits aber auch die Körperwahrnehmung und Bewegungsfreude gefördert wird. In den Fortbildungen des ZVK erhalten die Präventions- und GesundheitsTrainer zur Haltungs- und Bewegungsförderung für Kinder bzw. die ErgoPhysConsultant® auch Handlungsfertigkeiten zur Projektsteuerung und Projektbegleitung. Es besteht der Anspruch nicht nur eine Gesundheitsförderungsmaßnahme „Kinderrückenschule“ praktisch durchzuführen, sondern auch weiterreichende Aufgaben in Absprache mit der jeweiligen Institution zu übernehmen. Bei der Durchführung eines Gesundheitsförderungsprogramms „Bewegter Kindergarten“ oder „Bewegte Schule“ können die speziell fortgebildeten Präventions- und GesundheitsTrainer bzw. die ErgoPhysConsultant® entsprechend ihrer Qualifikation auch die folgende Aufgabenstellungen übernehmen: Starthilfe zur Gesundheitsförderungsmaßnahme:
  • Haltungs- und Bewegungsförderung für Kinder
  • Aufbau einer Steuerungsgruppe in der Institution mit einem verantwortlichen „Kümmerer“ (jemand der das Projekt weiter in der Einrichtung vorantreibt)
  • Durchführung und Mitgestaltung eines Gesundheitszirkels:
  • mit der Leitung und dem pädagogischen Personal der jeweiligen Einrichtung
  • mit Elternvertretern, z.B. Gesamtelternbeirat
  • mit einem Kinderarzt
  • mit Vertretern von Sportvereinen
  • mit Schülervertretern (Schule)
  • mit folgenden Primärzielen:
  • Fördern der eigenen Körperwahrnehmung (besonders für das pädagogische Personal)
  • Entwicklung gemeinsamer institutioneller Ziele zur Bewegungsförderung
  • Aufbau von Strukturen und Rahmenbedingungen für eine bewegungsfördernde Institution
  • Sensibilisierung für prädisponierende Faktoren für Haltungs-, Bewegungs-, Entwicklungs- und Herz- und Kreislaufstörungen, sowie für Übergewicht/Adipositas
  • und mit praktischen Tipps und Anregungen, z.B. für die Bereiche:
  • Verhaltensprävention (z.B. Unterrichtsformen für bewegtes Lernen)
  • Verhältnisprävention (z.B. zum Verbessern der ergonomischen Rahmenbedingungen)
  • Bewegungsspiele und Aspekte aus der Psychomotorik
  • Kindgerechtes Training und Muntermacher für den Unterricht
  • Körperwahrnehmung
  • Entspannung und Regeneration
  • Mitgestaltung und Durchführung eines Elterninformationsabends
  • Günter Lehmann Leiter der AG Prävention im ZVK