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02.05.2005 – Bundesverband

2. DRG-Symposium des ZVK in Berlin

Physiotherapeuten in Kliniken auf dem Weg nach vorne!
Unter dem Motto: \"Physiotherapie im Spannungsfeld von Qualität und Wirtschaftlichkeit“ fand am 16. April 2005 das 2. DRG-Symposium des ZVK in Kooperation mit den Landesverbänden Berlin und Brandenburg statt. 129 Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten nutzten teilweise bereits zum zweiten Mal die Gelegenheit, sich zu informieren und Erfahrungen kollegial auszutauschen. Die Mischung aus theoretischem Wissen und praktischen Beispielen erwies sich, wie auch schon bei dem 1. ZVK-DRG-Symposium in Köln, als sinnvoll. Sven Kopisch, Medizincontroller aus dem Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, Potsdam, erläuterte den aktuellen Stand zur Einführung der DRG seit Inkrafttreten des 2. Fallpauschalenänderungsgesetzes. Die Änderungen im neuen Fallpauschalenkatalog, die Nachbesserungen im Bereich der Abschläge, Zuschläge und Zusatzentgelte sowie die Verlängerung der Konvergenzphase sorgten in diesem Jahr für eine positivere Gesamtbewertung der DRG- Einführung, obgleich auch neu entstandene Probleme aufgezeigt wurden. Krankenhäuser der Maximalversorgung, die oberhalb des Landesbasisfallpreises liegen, werden ihre Budgets abschmelzen müssen, während Häuser der Grund- und Regelversorgung, die bisher unterhalb dieses Preises vergütet wurden, besser abrechnen werden können, berichtet Sven Kopisch. Völlig neu sei auch die eingeführte Kappungsgrenze. Patienten, die über die Jahresgrenze hinaus im Krankenhaus behandelt werden, werden grundsätzlich nach dem Katalog, der zum Aufnahmedatum gültig war, abgerechnet. Die Bezahlung für die Verweildauer wurde angepasst. Der Verlegungsabschlag entfällt teilweise. Wird ein Patient in einem bestimmten Zeitraum häufiger aufgenommen, können die einzelnen Fälle zu einem Fall zusammengeführt. Daneben gebe es Veränderungen bei der Erfassung von Intensivpatienten und bei der Einführung von 16 DRG´s in der Frührehabilitation. Die Ausweitung der Zusatzentgelte (z. B. teure Arzneimittel, Implantate etc.) habe zu enormen bürokratischen Mehrbelastungen geführt, welche in dem neu eingeführten OPS Code nachgewiesen werden müssen, damit sie abgerechnet werden können. Problematisch stelle sich auch die Software- bzw. Abrechnungssituation dar. Die Veränderungen haben dazu geführt, dass einzelne Häuser insgesamt zukünftig besser dargestellt werden können, so Sven Kopisch. Im Großen und Ganzen sei das Erfassungssystem höchst kompliziert, welches den Bürokraten zusätzliche Arbeit verschafft sowie den Ärzten und Beteiligten am Patienten Schriftarbeit macht und damit Zeit am Patienten nimmt, so der Medizincontroller. Matthias Klitzke, leitender Physiotherapeut der Vivantes GmbH, stellte anschaulich am eigenen Beispiel die Veränderungen dar, denen seine physiotherapeutische Abteilung nach Fusion und Privatisierung mehrerer Berliner Kliniken in den letzten Jahren unterworfen waren. Aus dem therapeutischen Schlaraffenland mit traumhaften Personalschlüsseln und unbegrenzten Fortbildungsmöglichkeiten auf Kosten des Krankenhauses sei eine zentralisierte Abteilung geworden. Bei einigen Krankenhäusern wurde das Personal um 50 Prozent reduziert. Aus dem Druck heraus nun erklären zu müssen wo und wie die Physiotherapie Erlöse erwirtschaftet, sahen die Physiotherapeuten sich gezwungen, ihre Einsatzbereiche zu hinterfragen und neue Wege zu suchen. Resultat sei z. B. die Erarbeitung standardisierter Vorgehensweisen in der Physiotherapie mit Einbindung in clinical pathways, aber auch die Erweiterung des Leistungsangebotes für Klinikmitarbeiter gewesen. Dr. Reinhard Wichels, Mediziner und Mitarbeiter von McKinsey, verdeutlichte den zunehmenden Spagat der Kliniken, eine medizinische Versorgung mit hohem Qualitätsanspruch im enger werdenden finanziellen Korsett zu erbringen. Will die Klinik unwirtschaftliche Leistungen weiter anbieten, müsse die Quersubventionierung über andere Abteilungen gewährleistet sein. Die Entscheidungsfreiheit des Arztes werde dadurch mehr und mehr von ökonomischen Zwängen beeinflusst. Hilfreich seien hier interdisziplinäre Behandlungspfade, die im gegenseitigen Einvernehmen erarbeitet, standardisiert und durchkalkuliert eine Mindestqualität festschreiben. Der Mediziner appellierte an die Physiotherapeuten, sich vermehrt in die Diskussion um Einbindung in clinical pathways einzubringen. Mit ihrem Referat über „Transparenz und Qualität der physiotherapeutischen Dienstleistung durch therapeutische Behandlungspfade“ rundete Erika Omega Huber, Vizepräsidentin des schweizerischen Physiotherapieverbandes und leitende Physiotherapeutin am Universitätsspital Zürich, das Symposium ab. Erika Huber, die schon Referentin im 1. ZVK-DRG-Symposium in Köln war, stellte das Schweizer Modell der T-Pathways unter dem besonderen Aspekt der Qualität vor und erläuterte praktisch und anschaulich den Nutzen für die Physiotherapie in der Klinik. Sie motivierte die Kolleginnen und Kollegen eindringlich selbst aktiv zu werden, um die Physiotherapie, so wie sie die Physiotherapeuten in der Klinik verankert sehen wollen, zu erhalten. Die Vorträge sind für alle Mitglieder und die Teilnehmer des Symposiums im Netz eingestellt und als pdf-Datei herunterzuladen. Der ZVK wird demnächst ein Internetforum zum Thema Physiotherapie und DRG anbieten, der Termin wird unter www.zvk.org bekannt geben.