16.07.2005
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Bundesverband
Buch-Rezension: F. Biewald (Hrsg.), \"Das Bobath-Konzept\"
Frauke Biewald hat viele namhafte Autoren und Autorinnen gefunden, um das Bobath-Konzept in all seinen Facetten aktuell darzustellen.
Diese Autoren beschäftigen sich mit den Wurzeln des Konzepts, grundlegenden Aspekten für Alltag und Therapie im interdisziplinären Team für Menschen vor und nach Abschluss der Hirnreife.
Helga Treml-Sieder eröffnet den Reigen mit dem Lebenslauf von Berta und Karel. Im nächsten Beitrag beschreibt Renate von Arentschild Berta Bobaths Weg – im direkten Anschluss folgt ein Vortrag von Berta Bobath, den sie 1984 in Bremerhaven auf der 8. Fortbildungstagung der Vereinigung der Bobath-Therapeuten hielt. „Grundsätzliches zum theoretischen Hintergrund“ wird durch einen Beitrag von Karel Bobath erklärt. Schön, dass die „Eltern“ des Konzepts „persönlich“ mit ihrer unnachahmlichen Wortwahl und Fähigkeit zur Faszination zu Wort kommen. Helga Treml-Sieder beendet den ersten Teil des Buches mit ihrem sehr persönlichen Rück- und Ausblick auf das Konzept. Die grundlegenden Aspekte werden von Barbara Ohrt, Richard Michaelis und Barbara Haberstock dargelegt. Sie erläutern die neurobiologischen Forschungsergebnisse in der Arbeit mit Kindern, neurobiologische Grundlagen zur sensomotorischen Entwicklung und das Phänomen der Aufmerksamkeit als Grundlage für Lernen und Handeln. Alle Beiträge sind sehr umfassend, gut strukturiert und aufmerksamkeitserhaltend geschrieben.
Facettenreiche Beiträge ranken sich um das Gebiet der Therapie für Menschen mit Hirnschädigung vor Abschluss der Hirnreife. Hier kommen renommierte Therapeuten/ Instruktoren zu Wort: Karen Bernhard, Christa Grafmüller-Hell, Rolf Nǿrgaard, Gisela Ritter, Ulrike Brandner, Irmhild Wiebel-Englbrecht und Christa Sonnenschein. Die Themenbereiche sind Hilfen im Alltagsleben, die spezifische physiotherapeutische Behandlung, handlungsorientierte Arbeit, Logopädie und Ergotherapie sowie der Bericht einer Mutter über ihre Erfahrungen. Viele Beiträge sind mit Fotos und/oder Zeichnungen gewürzt, die das Geschriebene veranschaulichen. Sehr angenehm sind auch die den jeweiligen Beiträgen anhängenden Literaturhinweise.
Last but not least, die Therapie für Menschen nach Abschluss der Hirnreife. Auch hier hat Frauke Biewald namhafte Autoren gewinnen können. Jürgen Grete schreibt über Therapieansätze zum funktionellen Bewegungsverhalten, Victor Urquizo erläutert das motorische Lernen, Florence Kraus-Irsigler widmet sich der häufig vernachlässigten oberen Extremität. Alle Beiträge sind anregend und inspirierend. In der „Erwachsenenabteilung“ sind auch Beiträge zur Pflege, Ergotherapie und Logopädie nicht vergessen worden. Bettina Paeth-Rohlfs veranschaulicht die Bedeutung von Untersuchung und Behandlungsplanung und orientiert sich an der ICF – für viele, die mit dieser Nomenklatur noch nicht so vertraut sind, sehr hilfreich. Carmen Carreras (Bettinas Fallbeispielpatientin) persönlicher Bericht rundet diesen Bereich eindrücklich ab. Auch die Wissenschaft kommt nicht zu kurz. Hans Peter Meier-Baumgarten berichtet über die Schlaganfallstudie des Albertinen Hauses in Hamburg. Im abschließenden Anhang findet sich ein umfangreiches Glossar, Adressen von Arbeitsgemeinschaften und Organisationen sowie Informationen zur Fort- und Weiterbildung.
Frauke Biewald ist es gelungen, ein sehr umfassendes, harmonisches und aktuelles Buch zum Bobath-Konzept herauszugeben, dem ich viel Erfolg wünsche. Am Preis sollte es auf keinen Fall scheitern.
F. Biewald (Hrsg.)
Das Bobath-Konzept
1. Auflage Urban & Fischer München, 2004
204 Seiten, 65 Abbildungen, 24,95 €
ISBN 3-437-45636-9