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Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie und Proktologie (AG GGUP im ZVK) feierte ihr 20jähriges Bestehen am 8.Oktober 2005 mit einer Fachtagung in Frankfurt am Main. In ihrem Festvortrag sprach Ulla Henscher, Leiterin der AG GGUP, über die Entwicklungen der letzten 20 Jahre und die Perspektiven der AG GGUPP für die Zukunft. „Unsere bundesweite AG besteht im Augenblick aus 23 weiblichen fleißigen ehrenamtlichen Mitgliedern, die sich ohne Bezahlung, aber mit viel Begeisterung, engagieren. Da die Mitglieder der AG in ganz unterschiedlichen Wirkungskreisen tätig sind, kommt es oft zu einem befruchtenden fachlichen Austausch“, betonte die Leiterin der AG GGUP. „Frauengesundheit – Basis für eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung“ Den Einführungsvortrag hielt Prof. Annette Probst von der FH Hildesheim zum Thema „Frauengesundheit – Basis für eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung“ unter Bezugnahme auf die 2001 veröffentlichten Ergebnisse der „Untersuchung zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland“, orientiert an den Definitionen von Gesundheit der WHO. „Für die Unterschiedlichkeit sensibilisiert, findet sich durch den Bericht ein Element von Gleichheit: Geschlechtersensibilität in der Gesundheitsforschung und -praxis soll sich perspektivisch in gleicher Weise auf Männer wie auf Frauen richten“, betonte die Professorin. Der Bericht wies auf, dass Frauen Präventionsangebote wie Rückenschulen und andere Gesundheitsdienstleistungen viel eher in Anspruch nehmen als Männer, diesen jedoch kostenintensivere Therapien (z.B. bei muskuloskeletalen Erkrankungen) verordnet wurden. Männer werden dem Bericht nach bei cardio-vaskulären Erkrankungen viel früher behandelt. Als erste Konsequenzen daraus wurden die Forschungsaktivitäten zu diesen speziellen Störungsbildern, insbesondere dem Herzinfarkt, intensiviert und geschlechtssensible Methoden entwickelt, um einen sog. Gender-Bias (Verzerrung der Untersuchungsergebnisse) zu vermeiden. Des Weiteren wurde deutlich, so Annette Probst, dass Rehabilitationsangebote für Männer und Frauen einer geschlechterdifferenten Ansprache und Konzeption bedürfen. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Frauen weniger von aktivierenden, nach Sport und Bewegung ausgerichteten Rehabilitationsmaßnahmen profitierten als von traditionellen Verfahren, die vor allem durch so genannte „passive physikalische Therapiemaßnahmen“ sowie leichte und unspezifische Bewegungselemente gekennzeichnet sind. Auf die Belange der Physiotherapie übertragen, stellt sich für Anette Probst die Frage, wie Therapieangebote und deren Ausführung konzipiert werden müssen, um den unterschiedlichen Bedarfs- und Bedürfnislagen von männlichen und weiblichen PatientInnen gerecht werden zu können. „An dieser Stelle wird eine Lücke deutlich, die bisher nur wenig gefüllt werden kann.“ Ansatzweise finden sich geschlechtsspezifische Präventions- und Rehabilitationsangebote wie sie u. a. die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, Proktologie vorhält, so die Professorin an der FH Hildesheim. Dies werde deutlich z.B. an dem Angebot von Beckenbodentraining für Frauen und Männer, Geburtsvorbereitungskursen oder Maßnahmen zur Behandlung von erektilen Störungen. „In ähnlicher Weise sehe ich für die Physiotherapie weitere Entwicklungschancen durch eine geschlechtersensible Perspektive in Ausbildung und Studium, Fort- und Weiterbildung sowie in den beginnenden Forschungsaktivitäten, ihr Leistungsangebot im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit auszubauen“, sagte Prof. Annette Probst. „Beckenboden und Inkontinenz, Physiotherapie rund um die Geburt Die folgenden Referate am Vormittag bezogen sich schwerpunktmäßig auf Frauenthemen, wie Physiotherapie rund um die Geburt, bei hormonellen Veränderungen oder nach Brustpoprationen. Beckenboden und der damit häufig verbundenen Problematik, der Inkontinenz, waren das zentrale Thema am Nachmittag. Alle Vorträge zeichneten sich durch hochinteressante Präsentationen aus, gestützt durch valide Forschungsergebnisse. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine rege Podiumsdiskussion der Referenten mit den Teilnehmern.