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16.10.2018

Wartezeitenbarometer Physiotherapie – Fazit nach vier Befragungen: Die physiotherapeutische Versorgung ist flächendeckend durch den akuten Fachkräftemangel gefährdet!

Seit Juli 2018 befragen die physiotherapeutischen Berufsverbände PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT jeweils in der zweiten Woche eines Monats Praxisinhaber zur Terminsituation und der Mitarbeitersuche in den Praxen – die Ergebnisse sind mehr als alarmierend!

4.884 Rückmeldungen in vier Befragungsrunden zeigen eine massive Schieflage in der physiotherapeutischen Versorgung der Menschen bundesweit. 70 Prozent der teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen suchen kontinuierlich nach neuen Mitarbeitern für ihre Praxen. Der Grund: die fehlenden Terminkapazitäten für therapeutische Leistungen!

Bei den teilnehmenden Praxen ist der Fachkräftemangel massiv und die Arbeitsbelastung extrem: Jeder zweite Patient (54,98 Prozent) muss durchschnittlich mehr als drei Wochen auf den Start der Behandlungsserie in der Praxis warten. Noch dramatischer ist es bei den Kapazitäten für die häusliche Therapie. Hier warten Zweidrittel der Betroffenen (67 Prozent) vier Wochen und länger auf den Therapiebeginn.

"Die Situation ist für alle Kolleginnen und Kollegen untragbar. Veränderungen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken, müssen her, und zwar schnell!", erklärt Andrea Rädlein, Vorsitzende von PHYSIO-DEUTSCHLAND. PHYSIO-DEUTSCHLAND fordert von der Politik eine bessere Vergütung, eine bundesweit kostenfreie Ausbildung, weniger Bürokratie, eine Modernisierung der Ausbildung und mehr therapeutische Freiheiten in der Patientenversorgung. "Nur wenn die Politik zügig die Weichen für bessere Rahmenbedingungen für Physiotherapeuten in Deutschland stellt, erhalten Patienten zeitnah eine effektive Therapie, die Schmerzen lindert, Arbeitsfähigkeit erhält und die Lebensqualität verbessert", so Andrea Rädlein.

Patienten und Physiotherapeuten schlagen gemeinsam Alarm

Mit der bundesweiten Patientenaktion "WarteZeitzuHandeln!" haben Patienten seit Ende August selbst die Möglichkeit, auf erforderliche Verbesserungen zu Beginn einer physiotherapeutischen  Behandlung aufmerksam zu machen. Denn: Schneller Therapiebeginn und wenig Bürokratie – das ist es, was Patienten benötigen. Die Realität sieht aber leider häufig anders aus: Fehlerhaft ausgestellte Verordnungen und fehlende Kapazitäten für Termine in den Physiotherapiepraxen sind zwei mögliche Gründe, die einen zeitnahen und störungsfreien Therapiebeginn erschweren. Alle Informationen und Materialien zur Aktion in den Praxen gibt es unter www.wartezeit-zu-handeln.de.

PHYSIO-DEUTSCHLAND ist entschlossen: Um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten, muss die Politik entschieden gegen den heute schon bestehenden Fachkräftemangel vorgehen. "Mit den Ergebnissen aus dem Wartezeitenbarometer und der Aktion `WarteZeitzuHandeln!´ untermauern wir den Handlungsdruck gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit", betont Andrea Rädlein.