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06.06.2023

Alles mal ganz anders

Dem Treffpunkt Führungskräfte zum Thema: "Teams erfolgreich führen" mit Referentin Tanja Beck-Latour folgten bis zu 180 Interessierte trotz schönstem Sommerwetter. Tanja Beck-Latour von der Gesellschaft für Gesundheitspflege und Weiterbildung Homburg (GGW) stellte anschaulich und ausgesprochen kurzweilig vier Impulse vor, die Führungskräfte für eine bessere Kommunikation in ihren Teams anwenden und damit in der Konsequenz zufriedenere Mitarbeitende und ein besseres Betriebsklima erreichen können.

"Fleisch an die Knochen bringen…"

war der Anspruch von Tanja Beck-Latour an diesem Abend. Sie wollte keine trockene Theorie, sondern praxistaugliche Tipps mit auf den Weg geben. Erfrischend war die Art wie sie ihr Wissen vermittelte. Einen besonderen Reiz machte die Interaktivität der zwei-stündigen Veranstaltung aus. Die Antworten auf Fragen, die auf dem Bildschirm gestellt wurden, konnte man direkt als Grafik oder als Schaubild sehen. Vorgestellte Übungen wurden in separaten Kleingruppen sofort getestet und die Ergebnisse anschießend vorgetragen. Fragen wurden entweder live oder in einem Chat gestellt und schnell beantwortet. So entstand das Gefühl eines Workshops und weniger eines Vortrags. 

New Work

Die zentralen Werte von New Work sind Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft. Doch noch sind wir weit davon entfernt, dass diese Wunschvorstellungen Realität sind, wie die Umfrage zu Beginn der Veranstaltung zeigte. Die Teilnehmenden sollten angeben, ob sie eher negative oder positive Assoziationen bei den Begriffen Arbeit und Arbeitsplatz haben und Tanja Beck-Latour war nicht überrascht, als das Ergebnis 2/3 negative und nur 1/3 positive Assoziationen ergab.


Motivation, aber richtig

Wie gelingt es, Führungskräften an das Kuschelhormon Oxytocin oder an den "Botenstoff des Glücks", Dopamin ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heranzukommen und das am Arbeitsplatz. Wertschätzung und Anerkennung der Person und ihrer Arbeitsleistung ist die Basis für Wohlbefinden am Arbeitsplatz und fördert damit immer die Arbeitsleistung. So dient die Führungskraft zuallererst als Antriebsaggregat für eine gelungene Kooperation und sollte sich fragen, mit welcher Haltung sie oder er in den Arbeitsalltag startet und welche Werte sie oder er mitbringt.

Diversität – die Mischung macht‘s

Der erste Impuls beschäftigte sich mit der Aussage: "Jeder Mensch ist individuell und einzigartig und das ist auch gut so". 99% der Anwesenden hätte den Satz so unterschrieben. Doch unterschiedliche Charaktere und verschiedene Arbeitsweisen können auch zu Konflikten führen. Was ist das Gute am Schwierigen- war daher die zentrale Frage beim ersten Impuls. Tanja Beck-Latour veranschaulichte den Vorteil verschiedener Temperamente innerhalb einer Firma oder einer Praxis mit dem Bild einer Fußballmannschaft, die mit elf Stürmern sicherlich nicht siegreich wäre. Beim ersten Impuls sollten alle die Unterschiede der verschiedenen Arbeitsweisen verstehen und nicht werten, sondern akzeptieren.

Feedback-Kultur

Während der erste Impuls sich noch sehr allgemein mit Akzeptanz befasste, war der zweite Impuls sehr konkret. Aus Sicht von Tanja Beck-Latour entstehen die meisten Konflikte, weil Bedürfnisse nicht abgedeckt werden. Was aber, wenn ich gar nichts über die Bedürfnisse meines Gegenübers weiß? Eine regelmäßige Feedbackrunde soll Abhilfe schaffen. "Was sich beim ersten Mal vielleicht noch neu und fremd anfühlt, soll sich durch Regelmäßigkeit und mit klaren Regeln und fest definierten Zeitfenstern zum Ritual entwickeln," sagt Tanja Beck-Latour. Karten, auf denen Kolleginnen und Kollegen notieren, was sie an den anderen schätzen und was sie von ihnen brauchen, sollen die Feedbackrunden unterstützen.  

Kommunikationsrituale

"Sicherheit und Orientierung geben durch feste Rituale" war ein weiterer Impuls. Dabei ist es nicht wichtig, ob es sich um ein Geburtstags- oder Begrüßungsritual für neue Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter handelt oder um ein Verabschiedungsritual, wenn jemand aus dem Team die Praxis verlässt. Wichtig ist es, das Ritual zu etablieren. Täglich, wöchentlich, monatlich oder halbjährlich empfahl Tanja Beck-Latour, ein Kommunikationsritual einzuführen. Einmal eingeführt, sollte es konsequent und nach einem bestimmten Muster praktiziert werden. Sie empfahl sogar, dass sich Führungskräfte einmal im Jahr, einen ganzen Tag, den Bedürfnissen und Bedingungen des Teams widmen, der nicht mit einem Betriebsausflug verwechselt werden soll - "Gerade bei der Kommunikation und bei den Kommunikationsritualen ist in den meisten Praxen immer noch Luft nach oben", lacht Tanja Beck-Latour. 

Königsdisziplin – Teamgespräch

Drei gelbe und drei grüne Karten und ein Stift – mehr braucht es nicht und doch  setzt der vierte und letzte Impuls voraus, dass die Führungskraft es ernst meint mit einer besseren Führungskultur und daher Zeit und Energie dafür einsetzt. 
Auf die gelben Karten werden die positiven Assoziationen zum Arbeitsumfeld notiert und auf die grünen Karten, wovon jede und jeder einzelne mehr oder auch weniger braucht im Arbeitsalltag. Das Ergebnis wird vor dem Team vorgetragen.  
Die gelben Karten werden irgendwo gut sichtbar angebracht und "wertschätzend zur Kenntnis genommen", während aus den negativen Bemerkungen Diskussionspunkte abgeleitet werden. Zu guter Letzt werden Problempunkte festgehalten, Ziele vereinbart, gemeinsam eine Frist festgesetzt und benannt, wer dafür verantwortlich ist, etwas umzusetzen.  
Die anregenden zwei Stunden beendete Tanja Beck-Latour mit einem Zitat von Henry Ford:

"Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg".