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22.02.2019

Brandbriefe in Berlin vorgestellt

Prof. Dr. Heidi Höppner und Dr. Maria Beck von der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin haben 629 Briefe von Therapeutinnen und Therapeuten qualitativ ausgewertet und ihre Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz am 21. Februar 2019 vorgestellt.

Die Briefe waren Teil der Aktion von Heiko Schneider, der im Juni 2018 die Brandbriefe an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit dem Fahrrad von Frankfurt nach Berlin gebracht hatte.
An der Vorstellung der wissenschaftlichen Auswertung nahmen neben Heiko Schneider auch zahlreiche Autoren der Briefe, interessierte Berufsangehörige sowie einige Verbandsvertreter teil. Für PHYSIO-DEUTSCHLAND war unsere Pressereferentin Ute Merz vor Ort dabei.

Qualitative Analyse mit Einteilung in thematische Kategorien

Die Wissenschaftlerinnen haben sieben Dimensionen aus den Briefen herauslesen können. Nicht alle Bereiche tauchen dabei in allen Briefen auf, aber die Auswertung zeigt eine sogenannte „theoretische Sättigung“. Das bedeutet, dass bestimmte Einschätzungen und Wahrnehmungen immer wieder auftauchen.
Die sieben Kategorien spiegeln den Arbeitsalltag, die Ängste und Wünsche der Autoren wider. Dabei geht es konkret um die Fachkräftesicherung, den Wandel im Gesundheitssystem, die Patientenversorgung, die eigene Leistungsbereitschaft und die Organisation der Heilmittelerbringung. Darüber hinaus spielen Zukunftsängste und konkrete Forderungen nach schnellen Maßnahmen in den Briefen eine Rolle.

"Die Briefe drücken Protest und Frustration aus. Wir nehmen diese Ergebnisse sehr ernst und sie motivieren uns zusätzlich, uns weiter für eine deutlich höhere Vergütung und bessere Rahmenbedingungen für Therapeuten in Deutschland zu engagieren", betont Andrea Rädlein, Vorsitzende von PHYSIO-DEUTSCHLAND.

Die Richtung stimmt – wir setzen uns weiter ein

Gerade seit dem Jahr 2014 hat sich berufspolitisch vieles für uns Therapeuten bewegt. Mit der Kampagne "38,7 % mehr wert." hat PHYSIO-DEUTSCHLAND vor fünf Jahren die Kommunikation geschärft und mit dem Rückenwind von 180.000 Unterstützerstimmen die Politik auf die Missstände in der Vergütung aufmerksam gemacht.

Mit Erfolg: Der Gesetzgeber hat erste Maßnahmen zu Vergütungssteigerungen beschlossen, unter anderem den Wegfall der Grundlohnsummenbindung bei Verhandlungen für zunächst drei Jahre. Den physiotherapeutischen Verbänden ist es dann ab April 2017 gelungen, in drei Stufen Erhöhungen von durchschnittlich 30 Prozent zu verhandeln. „Diese Entwicklung war ein erster wichtiger Schritt, aber weitere müssen und werden nun mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) folgen“, betont Andrea Rädlein.

TSVG – nächster Schritt für eine bessere Vergütung

Der Gesetzentwurf des TSVG sieht vor, dass voraussichtlich zum 01. Juni 2019 die Preise für alle Heilmittelpositionen auf den jeweils bundesweit höchsten Preis angehoben werden. Bei der Ermittlung der Bundeshöchstpreise werden alle bereits mit den Krankenkassen verhandelten Erhöhungen, auch wenn sie erst nach dem 01. Juni in Kraft getreten wären, mit eingerechnet. In den meisten Bundesländern wird es dadurch zu spürbaren Erhöhungen der Preise kommen.

Dieser Schritt ist ein enorm wichtiger und gleichzeitig die Basis für weitere finanzielle Verbesserungen, die die maßgeblichen Physiotherapieverbände mit dem GKV-Spitzenverband bis zum 01. April 2020 verhandeln. Laut Gesetzentwurf müssen bei den Verhandlungen auf Bundesebene in Zukunft die Höhe der Sachkosten, die Höhe der Personalkosten und die laufenden Kosten des Praxisbetriebes berücksichtigt werden. Dafür entfällt im Gegenzug die Deckelung der Gebührenverhandlungen durch die Grundlohnsummenbindung weg.
Wir bleiben dran, helfen Sie mit!

Noch läuft das Gesetzgebungsverfahren zum TSVG, aber die verbandsinternen Vorbereitungen für die anstehenden Verhandlungen laufen bereits auf Hochtouren. "Wir laden alle Kolleginnen und Kollegen ein, uns ihre Fragen zu schicken und sich aktiv einzubringen, so aktuell beispielsweise bei unserer Onlineumfrage zur Versorgungssituation", erklärt Andrea Rädlein.

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Dann schreiben Sie uns gerne an info(at)physio-deutschland.de.