Fehlzeiten kosten 65 Milliarden Euro - Mehr als 46 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland leiden während oder unmittelbar nach der Arbeit an Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich.
Das geht aus dem Report der Bundesregierung hervor. Diesen Bericht über das Unfall- und Berufskrankheitsgeschehen legt die Bundesregierung jedes Jahr vor.
Die Daten zu den arbeitsbedingten gesundheitlichen Beschwerden stammen aus einer repräsentativen Erhebung unter 20 000 Erwerbstätigen. Ein häufig genanntes Gesundheitsproblem sind danach auch allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit und Erschöpfung. Diese Symptome kennen im Durchschnitt aller Branchen 42,8 Prozent der Erwerbstätigen, 14,9 Prozent von ihnen sind in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung. Unter Kopfschmerzen leiden 28,9 Prozent, behandeln lassen sich 36,5 Prozent.
Geringe Anerkennungsquote bei Rückenbeschwerden
Dem Bericht zufolge gab es im Jahr 2006 insgesamt 64 182 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit bei den Berufsgenossenschaften und den Unfallkassen, das waren 1613 mehr als 2005. Gleichzeitig sank die Zahl der anerkannten Berufskrankheiten um 1787 auf 14 732.
Die mit Abstand am häufigsten angezeigten mutmaßlichen Berufskrankheiten waren Hauterkrankungen mit 17 526 Fällen. Bei diesen Diagnosen war allerdings die Anerkennungsquote mit 4,1 Prozent eine der niedrigsten. Geringer war die Anerkennungsquote nur noch bei Schäden an der Lendenwirbelsäule durch Heben und Tragen: Sie wurden 5839 Mal als Berufskrankheit angezeigt, aber nur in 3,4 Prozent der Fälle anerkannt.
In hohem Maß erfolgreich waren dagegen die Meldungen der Lärmschwerhörigkeit als Berufskrankheit. Hier wurden 57,8 Prozent der 9413 Meldungen anerkannt. Bei den 3764 Anzeigen mit Verdacht auf Asbestose als Berufskrankheit betrug die Quote 53,8 Prozent.
An den Folgen ihrer Berufskrankheit starben im Jahr 2006 insgesamt 2575 Patienten. Die häufigste Ursache waren dabei das Mesotheliom (29,2 Prozent), Lungen- oder Kehlkopfkrebs durch Asbest (22,6 Prozent) und die Silikose (13,2 Prozent).
Die Unfallversicherungsträger gaben 2006 für Leistungen an die Versicherten 9,8 Milliarden Euro aus, das waren 0,12 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Von den Aufwendungen entfielen 931 Millionen Euro auf die ambulante Heilbehandlung, eine Steigerung um 4,4 Prozent. Für die stationäre Behandlung und die häusliche Krankenpflege wandten die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen 885 Millionen Euro auf, für die Prävention 870 Millionen Euro. Den mit Abstand größten Ausgabenblock machten mit 5,7 Milliarden Euro die Renten an Versicherte und Hinterbliebene aus.
401 Millionen Fehltage durch Arbeitsunfähigkeit in 2006
Nach dem Bericht gab es im Jahr 2006 infolge von Arbeitsunfähigkeit 401 Millionen Fehltage. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin schätzt, dass mit diesen Fehlzeiten Produktionsausfallkosten von insgesamt 36 Milliarden Euro verbunden waren und 65 Milliarden Euro an Arbeitsproduktivität verloren gingen (wir berichteten kurz).
Von den 36 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichem Produktionsausfall entfielen 12,2 Milliarden Euro auf das produzierende Gewerbe und 11,8 Milliarden Euro auf öffentliche und private Dienstleistungen. Betrachtet man die Diagnosegruppen, sind für 8,5 Milliarden Euro an Produktionsausfall Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes verantwortlich. Verletzungen und Vergiftungen kosteten nach dieser Rechnung 4,8 Milliarden Euro, Krankheiten des Atmungssystems 4,5 Milliarden Euro und psychische sowie Verhaltensstörungen 3,8 Milliarden Euro.
(iss). Mehr als 46 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland leiden während oder unmittelbar nach der Arbeit an Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich. Von ihnen sind 61,7 Prozent in ärztlicher Behandlung. Schmerzen im unteren Rücken machen 42,5 Prozent Probleme, 67,4 Prozent sind in ärztlicher Behandlung.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 02.04.2008