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12.04.2019

Fokus Forschung: Bewegungstherapeutische Interventionen bei Multipler Sklerose

Die Zahl der an Multiple Sklerose (MS) erkrankten Menschen hat sich innerhalb von sechs Jahren um knapp 30 Prozent erhöht, so der Versorgungsatlas des Zentralinstituts der Kassenärztliche Versorgung. Als Ursache für diesen deutlichen Anstieg werden vielseitige Faktoren diskutiert, nicht zuletzt spielen auch bessere Diagnosemöglichkeiten eine Rolle. Diese führen zwar zu verbesserten Therapiemöglichkeiten, dennoch leiden viele MS-Patienten an der schnell fortschreitenden Einschränkung ihrer Mobilität durch Paresen oder Spastiken. Aus diesem Grund hat die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) unter führender Mitarbeit von Reina Tholen von PHYSIO-DEUTSCHLAND ein leitlinienergänzendes, systematisches Review erarbeitet, das den Einfluss von Bewegungstherapie auf Multiple Sklerose untersucht.

Die Fähigkeit, sich aus eigener Kraft z.B. durch Gehen fortzubewegen, wird von den Patienten als wichtigster Mobilitätsfaktor wahrgenommen und ist daher auch Bestandteil vieler Assessments, zum Beispiel der häufig verwendeten Expanded Disability Status Scale (EDSS). Die Autoren haben deshalb eine eigenständige Definition des Begriffes Mobilität vorgenommen, der aus folgenden Parametern besteht:

  • Gehfähigkeit

  • Gehgeschwindigkeit

  • Ausdauer

  • Balance/Gangsicherheit

Kurz gesagt, dient der Gang in seinen unterschiedlichen Dimensionen als Grundlage, um die Auswirkungen von Bewegungstherapien auf die Mobilität bei MS-Patienten zu untersuchen.  Zu Beginn der systematischen Literaturrecherche wurden folgende Einschlusskriterien nach dem PICO-Schema definiert:

  • P: Erwachsene Patienten mit Multipler Sklerose

  • I: Bewegungstherapeutische Interventionen

  • C: Standardbehandlung, andere Intervention, PlaceboBehandlung

  • O: Verbesserung Gehfähigkeit, Gehgeschwindigkeit, Ausdauer, Balance/Gangsicherheit

Studien, bei denen Hilfsmittel genutzt wurden oder bei denen die Interventionsart nicht vergleichbar war (z.B. Medikamentöse Therapie, Elektrostimulation, Atemtherapie, Verhaltenstherapie, ausschließliches Training obere Extremität) wurden aus der Betrachtung ausgeschlossen. Ebenso mussten die eingeschlossenen Studien mindestens 5/10 Punkten auf der PEDro-Skala erreichen, um in das Review einzufließen.

Nach Abschluss der Recherche wurden 48 RCTs und 24 systematische Reviews identifiziert, die den oben genannten Kriterien entsprachen. Diese wurden anschließend entsprechend ihrer Fragestellung unter die einzelnen definierten Parameter der Mobilität (Gehfähigkeit, Gehgeschwindigkeit, Ausdauer, Balance/Gangsicherheit) subsumiert, wodurch für jeden der Parameter eigene Behandlungsempfehlungen gegeben werden können.  Die im Review genutzten Assessments, die Behandlungsempfehlungen und einen Ausblick auf das Thema Telerehabilitation bei MS werden wir Ihnen nach den Osterfeiertagen vorstellen.

Die komplette Veröffentlichung von „Bewegungstherapie zur Verbesserung der Mobilität von Patienten mit Multiple Sklerose, Konsensusfassung für die S2e Leitlinie der DGNR in Zusammenarbeit mit PHYSIO-DEUTSCHLAND“ finden Sie jetzt schon in der Zeitschrift Neurologie & Rehabilitation, 1 | 2019  des Hippocampusverlages.