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26.10.2009 – Bundesverband

GEK Heil- und Hilfsmittelreport: Defizite in der Versorgung durch Direktzugang abbauen

Die Menschen in unserer Gesellschaft werden immer älter. Damit verbunden sind auch zunehmende Einschränkungen im Alltag durch Krankheiten. Einschränkungen, die Heil- und Hilfsmittel immer bedeutsamer machen.
Zum sechsten Mal veröffentlichte die Gmünder ErsatzKasse GEK den Heil- und Hilfsmittelreport. Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) beliefen sich im Jahr 2008 auf insgesamt 160,8 Milliarden Euro. Davon entfielen 4,11 Milliarden Euro (2,56 Prozent) auf Heilmittel wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Massagen. Im Vergleich zum Jahr 2007 ist das eine Steigerung der Ausgaben von 5,8 Prozent.
Zusammen mit den Hilfsmitteln (z.B. Rollatoren und Hörhilfen) liegt dieser Ausgabenblock, mit insgesamt 8,02 Milliarden Euro, auf Platz vier der ausgabenstärksten Leistungen der GKV, nach den Ausgaben für Krankenhaus, Arzneimittel und ärztliche Honorare. Dennoch wird dieser Bereich in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Ungleichverteilung bei Heil- und Hilfsmitteln
In der Inanspruchnahme der Leistungen stellt der Report wiederholt eine deutliche Ungleichverteilung fest: Viele nehmen nur wenige, die Wenigen aber den Großteil der Leistungen in Anspruch. Insgesamt bekommen rund 16% aller Versicherten zumindest eine Verordnung eines Heil- und/oder Hilfsmittels. Im Vergleich dazu erhalten aber 71% aller Versicherten Verordnungen für Arzneimittel.

Fehlversorgung beim Fibromyalgiesyndrom
Im diesjährigen Report wurde unter anderem die Versorgung von Patienten mit Fibromyalgie untersucht. Hier wurde deutlich, dass das sektorale Gesundheitssystem die multiprofessionelle Behandlung und den optimalen Einsatz von zum Beispiel Heilmitteln erschwert. Gerade aber in der ambulanten Versorgung könnte die Inanspruchnahme von Heilmitteln erleichtert werden, wenn zum Beispiel eine bessere Vernetzung von Gesundheitsberufen gegeben wäre. So wird beispielsweise bei Fibromyalgie-Patienten aktivierende Bewegungstherapie empfohlen. Dennoch erhalten lediglich 60% der Patienten physiotherapeutische Maßnahmen. Neben der Krankengymnastik wurden vor allem passive Maßnahmen wie Massage verordnet.

Internationale Erfahrungen mit Direktzugang
In diesem Zusammenhang werden die internationalen Entwicklungen des Direktzugangs zum Physiotherapeuten ohne ärztliche Verordnung genannt. Der gesetzlich verankerte Direktzugang zum Physiotherapeuten besteht zum Beispiel in den Niederlanden, Schweden, in den USA und in Australien. Beispielhaft für die erfolgreiche Etablierung des Direktzugangs sind die Niederlande. Die Evaluation des niederländischen Instituts für Studien im Gesundheitswesen (NIVEL) macht deutlich, dass Patienten, die den Direktzugang in Anspruch genommen hatten, durchschnittlich zwei Behandlungen weniger benötigten als Patienten, die aufgrund einer ärztlichen Verordnung den Physiotherapeuten aufgesucht hatten. Die patienteneigenen Behandlungsziele derjenigen, die den Direktzugang in Anspruch nahmen, wurden häufiger vollständig erreicht als die der Patienten mit ärztlicher Verordnung, so der Report weiter.

Begrenzung des Leistungsumfangs
Die Begrenzung von Verordnungen wird stark von den Richtgrößen für Heilmittel beeinflusst. Weil Ärzte befürchten, im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsprüfung in Regress genommen zu werden, ist zu vermuten, dass sich dies zum Nachteil der Patientenversorgung auswirken kann.
 
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Quelle: GEK, 2009