Partner der Mediziner
Anfangs der 90er-Jahre, so erinnert sich Rob Debruijn, fing es überhaupt erst an, dass Therapeuten bei Ärzten mitreden durften. Heute seien sie Partner der Mediziner, sagt der aus den Niederlanden stammende Physiotherapeut: "Ärzte hören auf einen guten Therapeuten." Das seien inzwischen ernst zu nehmende Berufe - "wir sind Leute, die sehr wohl wissen, was sie da machen." Physiotherapie, so philosophiert er, ist mehr als die Behandlung von Krankheitsbildern: "Das ist die Begleitung eines Menschen, auch auf der sozialen Ebene. Wir bemühen uns, zwei bis dreimal die Woche Zeit für die Patienten zu haben."
Nur ein Jahr Unterstützung für Schlaganfallpatienten
Physiotherapie, früher Krankengymnastik, ist komplett auf die Harmonie der Bewegung und Körperfunktion ausgerichtet. Sie regt Heilungsprozesse an, vorwiegend im bereich des Bewegungsapparates. Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten ist dabei sehr breit. Insbesondere auch bei Kindern sind die Erfolge oft bemerkenswert. So der Fall eines Frühchens, das in der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kam - halbseitig gelähmt durch Gehirnblutungen. Eine Therapie zog sich bis zum zehnten Lebensjahr hin. Heute kann der junge Bursche sogar Snowboard fahren, skatet und radelt fröhlich wie andere Kinder auch. Die gebliebene leichte Behinderung ist kaum wahrzunehmen. Kindertherapeutin Sabine Schettkath: "Wo würde dieses Kind stehen, wenn es im Jahre 2006 geboren wäre und unter der mangelnden Versorgung dank der Heilmittelrichtgrößen geboren wäre?"
Laut dieser Bestimmungen "dürfen" Schlaganfallpatienten nur ein Jahr lang beeinträchtigt sein - länger jedenfalls finanzieren die Kassen die therapeutische Maßnahmen nicht mehr. Das sehe man, so Debruijn, bei Pflegeheimen. Wahlspruch: "Zu alt, zu krank", nämlich für Therapien. Doch, so der Physiotherapeut, es gehe nicht nur um mögliche gesundheitliche Fortschritte, sondern darum, "Kranke funktionell zu erhalten und ihnen zu ermöglichen, so weit wie möglich noch am Leben teilzunehmen. Diese Menschen sind wirklich unterversorgt." Physiotherapie, früher eingesetzt, würde dem Gesundheitswesen viel Kosten sparen. Wer beurteile letztlich, wann eine Krankheit beginnt und wann sie "beendet" ist?
Über die Behandlung des Patienten hinaus gebe es stets auch ein Rahmenprogramm, damit pflegende Angehörige erfahren, was sie tun können - und was der Betroffene selbst leisten kann. Rückenschulung und Geräteturnen für Senioren etwa kann auch "gesunden" Menschen helfen und den Krankenkassen spätere teure Behandlungen sparen helfen.
"Das Spektrum der Betätigung für Physiotherapeuten ist unglaublich breit geworden", sagt Debruijn. "Wir helfen gerne. Und das zu einem Schnäppchenpreis von 14,30 Euro pro Behandlung..."
Deutscher Verband für Physiotherapie - Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten (ZVK) e.V.
Karl Daniel