31.01.2006
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Bundesverband
Physiotherapie: wo geht es hin?
QualitätsNetz Physiotherapie lädt zur Diskussion ein
Paderborn, 19.01.2006. Das QualitätsNetz Physiotherapie Paderborn e.V. (QNP) stellt fest, dass Westfalen-Lippe sich mittlerweile an letzter Stelle in Deutschland befindet. Diese krasse Aussage bezieht sich auf die Ausgaben für gesetzlich versicherte Patienten in der physiotherapeutischer Versorgung. Die Daten, die dieses belegen, werden im Auftrag der Krankenkassen gesammelt und sind im Internet zu finden. (www.GKV-HIS.de).
Die Spitzenverbände der Krankenkassen haben vor einiger Zeit das Heilmittel-Informations-System (HIS) entwickelt. Ziel ist es, den Heilmittelmarkt der gesetzlichen Krankenversicherung in der Bundesrepublik Deutschland quartalsweise transparent darzustellen. Das QualitätsNetz Physiotherapie Paderborn e.V. begrüßt die transparente Darstellung der Ausgaben im gesetzlichen Gesundheitssystem ausdrücklich. In diesem System wird die Heilmittel-Verordnungsstruktur in den Bezirken der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV\'en) erfasst, und es gibt Trendinformationen über die Entwicklung auf der Ausgabenseite. Ebenso werden im Heilmittel-Informations-System Kennzahlen für regionale Vergleichsmöglichkeiten erfasst. Gerade diese Kennzahlen zeigen eine bemerkenswerte, wie auch unerklärliche Entwicklung bei den Ausgaben für physiotherapeutische Behandlungen im Bezirk der KV Westfalen-Lippe.
Ein Vergleich mit anderen Bundesländern zeigt, wie unausgeglichen die Ausgaben für Physiotherapie in Deutschland sind. Die Bruttoausgaben pro 1000 Versicherte liegen in den ersten 3 Quartalen von 2005 in anderen Bundesländer zum Teil um 65 % (!) höher als in Westfalen-Lippe. Unsere Region liegt 33 % unter dem Bundesdurchschnitt bei den Ausgaben für physiotherapeutische Leistungen pro 1000 Versicherten. Hiermit befindet sich Westfalen-Lippe zusammen mit Brandenburg bei den Ausgaben für physiotherapeutische Leistungen im Bundesvergleich weit abgeschlagen an letzter Stelle.
Diese Situation kann nicht im Interesse der Patienten Vorort sein und zeigt, dass in dieser Region offensichtlich eine überdurchschnittliche Zurückhaltung bei der Verordnung von physiotherapeutischen Behandlungen stattfindet. Aber warum?
Für die Physiotherapeuten ist diese Situation ebenfalls zunehmend bedrohend. Festzustellen ist eine deutliche Zunahme der Anzahl arbeitsuchender Physiotherapeuten. Niedergelassene Praxen versuchen zunehmend mit Nebeneinkünften ihre Existenzen zu retten. Eine Veränderung der Qualität der physiotherapeutischen Arbeit wird eine logische Folge dieser Entwicklung sein.
Mittlerweile zeigt sich, dass die Transparenz der eigentlichen physiotherapeutischen Dienstleistung sich ebenfalls verändert. Was gehört zur physiotherapeutischen Kassenleistung und was nicht? Was kann als Kassenleistung verordnet werden und was bezahlt der Patient selbst? Jeder betroffene Patient kennt diese Problematik aus eigener Erfahrung.
Das QualitätsNetz Physiotherapie hat sich als eine seiner Aufgaben vorgenommen, die regionale Öffentlichkeit auf die Entwicklungen in der physiotherapeutischen Gesundheitsversorgung aufmerksam zu machen. Diese momentane Entwicklung bedeutet eine sehr ernstzunehmende Bedrohung für Patienten und Physiotherapeuten in unserer Region.
In einer Öffentlichkeitsveranstaltung am 4. Februar 2006 werden diese und weitere Ziele des im November 2005 gegründeten Vereins für interessierte Physiotherapeuten, Ärzte und Kostenträger vorgestellt. Ferner werden Prof. Dr. Beate Klemme, Physiotherapeutin und Professorin des Fachbereiches Pflege und Gesundheit der FH Bielefeld und Ute Berg, SPD Abgeordnete, an diesem Tag kurze Vorträge über die Zukunft der physiotherapeutischen Ausbildung in Deutschland halten. Es gibt ebenfalls die Möglichkeit, die oben beschriebene Entwicklung in der physiotherapeutischen Versorgung zu diskutieren.
Das QualitätsNetz Physiotherapie Paderborn e.V. lädt alle Interessierten am 04. Februar 2006 um 10:00 Uhr in den Ledebursaal des St. Vincenz-Krankenhauses (Abt. Frauen- und Kinderklinik), Husenerstrasse 81 in Paderborn ein. Weitere Informationen erhalten Sie unter folgender Telefonnummer: 05251-529 529.
Pressekontakt
QualitätsNetz Physiotherapie Paderborn e.V. (QNP)
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Ansprechpartner: Henk Jacobs
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