Pneumologie 2008: Empfehlungen zur physiotherapeutischen Atemtherapie
In den wissenschaftlichen Leitlinien zur Diagnose und Therapie von Atemwegserkrankungen wird die physiotherapeutische Atemtherapie unter den nichtmedikamentösen Therapieoptionen häufig nur kurz abgehandelt. Die neuen "Empfehlungen zur physiotherapeutischen Atemtherapie" der Deutschen Atemwegsliga stellen einen erster Versuch zur Standardisierung physiotherapeutischer Maßnahmen bei der Behandlung pneumologischer Erkrankungen dar.
Lübeck. Diagnostik und Behandlung von Atemwegserkrankungen erfolgen heute evidenzbasiert. Dazu stehen in Deutschland eine Reihe von Veröffentlichungen, wie z. B. die gemeinsamen Leitlinien der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zum Management von Asthma und COPD, zur Verfügung. In diesen Leitlinien wird die physiotherapeutische Atemtherapie unter den nichtmedikamentösen Therapieoptionen häufig nur kurz abgehandelt. Dabei ist die Physiotherapie bei der Behandlung einer Vielzahl von Atemwegserkrankungen, wie z. B. bei der Respiratorentwöhnung, der postoperativen Pneumonieprophylaxe, der Sekretmobilisation und der Behandlung muskuloskelettaler Erkrankungen des Brustkorbs unverzichtbar, so Prof. Heinrich Worth, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga.
Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Atemwegsliga ihrer satzungsgemäßen Verpflichtung folgend, Diagnose und Therapie pneumologischer Erkrankung zu verbessern, eine entsprechende Initiative der Arbeitsgemeinschaft Atemtherapie im Zentralverband der
Physiotherapeuten/Krankengymnasten e. V. (ZVK) aufgegriffen. In enger Zusammenarbeit der beiden Organisationen ist die "Empfehlung zur physiotherapeutischen Atemtherapie" entstanden. Die Empfehlung listet erstmals Indikationen für die Physiotherapie bei Atemwegserkrankungen, geeignete physiotherapeutische Techniken bzw. Maßnahmen sowie wahrscheinliche Wirkmechanismen auf. Die Empfehlung ist ein erster Versuch zur Standardisierung physiotherapeutischer Maßnahmen bei der Behandlung pneumologischer Erkrankungen.
Im Gegensatz zur gängigen Vorgehensweise, bei der sich die Therapie aus der Diagnose ergibt, werden die physiotherapeutischen Behandlungsziele in der Empfehlung auf der Grundlage der funktionellen Störungen der Patienten formuliert, so Sabine Weise, München und Dorothea Pfeiffer-Kascha, Wuppertal. Den Behandlungszielen werden Beispiele geeigneter Behandlungstechniken unter Angabe der wahrscheinlichen Wirkmechanismen zugeordnet. Die tabellarische Darstellung dieser Zusammenhänge dient der Übersichtlichkeit und ermöglicht dem Leser in Kombination mit dem umfangreichen Glossar physiotherapeutischer Fachbegriffe einen schnellen Einstieg in die Thematik.
Für die beiden Physiotherapeutinnen richtet sich die Empfehlung in erster Linie an Ärzte. Ihre tägliche Praxis zeigt, dass Ärzte bislang nur einen geringen Einblick in das Indikationsspektrum der Physiotherapie und die zur Anwendung kommenden Techniken und Maßnahmen haben. Die Empfehlung zur physiotherapeutischen Atemtherapie kann nach Auffassung der Autoren aber auch für weitere Fragestellungen, wie z.B. für Wirksamkeitsnachweise und zur Vorbereitung von Leitlinien zur Atemphysiotherapie herangezogen werden. Eine ausführlichere Fassung für Physiotherapeuten befindet sich derzeit in Bearbeitung.
Sabine Weise, Peter Kardos, Dorothea Pfeiffer-Kascha, Heinrich Worth
Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga:
Empfehlungen zur physiotherapeutischen Atemtherapie
Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, München - Orlando
ISBN 978-3-87185-383-8