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21.03.2005 – Bundesverband

Überarbeitung des Curriculums der Berufsfachschulen für Physiotherapie in Bayern

1. Treffen des Arbeitskreises ICF der Lehrer an Physiotherapieschulen in Bayern.
Die Arbeitsgemeinschaft der Lehrer im Landesverband Bayern des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK) e.V. leistet seit geraumer Zeit intensive Vorarbeiten für die angekündigte Überarbeitung des bayrischen Curriculums. Das Curriculum der Berufsfachschulen für Physiotherapie in Bayern soll dabei zukünftig nach so genannten Lernfeldern gegliedert sein und stärker als bisher handlungsorientiert ausgerichtet werden. Im Rahmen dieser Überarbeitung entstand die Idee, die International Classification of functioning, disability and health (ICF) der WHO in dieses Curriculum einzubringen und somit als festen Bestandteil der Ausbildung an Physiotherapieschulen in Bayern zu implementieren. Die ICF basiert auf dem Biopsychosozialen Modell der Funktionsfähigkeit und Behinderung. Dieses Modell stellt alle Lebensbereiche eines Menschen dar und setzt eine Krankheit oder Gesundheitsstörung mit sogenannten Kontextfaktoren (Umwelt- und Persönliche Faktoren) in Beziehung. Dadurch lassen sich die Auswirkungen dieser äußeren und inneren Faktoren auf die Funktionsfähigkeit eines Menschen in den Bereichen der Körperstrukturen und -funktionen, Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe) erkennen. Der Arbeitskreis ICF der Lehrer an Physiotherapieschulen in Bayern wurde auf Initiative von Alexandra Rauch (Lehrkraft an der BfS für Physiotherapie am Klinikum der Universität München) ins Leben gerufen und wird von ihr geleitet. Dank ihres besonderen Engagements kamen am 18. Februar 2005 aus 15 bayerischen Physiotherapieschulen 26 Lehrkräfte zu diesem ersten Treffen an die Berufsfachschule für Physiotherapie am Klinikum der Universität München zusammen. Vom ZVK Landesverband Bayern nahm Gunnar Geuter teil. Die Vorstellungsrunde der einzelnen Teilnehmer zeigte, dass der Wissensstand und die Erfahrungen der Lehrkräfte mit der ICF sehr variierten. Hier halfen der Vortrag \"Zur Bedeutung der ICF für die Physiotherapieausbildung“ (A. Rauch) und die lebendige Präsentation von zwei Schülern (Alexandra Miller und Robert Aumüller) über ihre \"Arbeit mit einem ICF-Modellblatt in der praktischen Ausbildung“ eine gemeinsame Sprache zu finden und erste Erfahrungen auszutauschen. Zum \"Stand der wissenschaftlichen Arbeit mit der ICF und der Entwicklung von Core Sets“ referierte die Leiterin des ICF-Projekts am Lehrstuhl für Physikalische Medizin und Rehabilitation der LMU-München (Dr. Alarcos Cieza). Core Sets stellen ausgewählte, krankheitsspezifische Kategorien aus der Gesamtklassifikation dar. Es existieren bisher 12 Core Sets zu 12 chronischen Erkrankungen, die innerhalb des Projekts unter Teilnahme von Experten der unterschiedlichsten Professionen aus der ganzen Welt entwickelt wurden. Im AK wurde diskutiert, inwiefern solche Core Sets helfen können, physiotherapeutische Lerninhalte abzuleiten. Nach den Vorträgen entstand eine lebhafte, neugierige und offene Diskussion über folgende Themenbereiche: 1. Wie kann die ICF für die Curriculumsentwicklung genutzt werden? 2. Wie gestaltet sich eine Befunderhebung auf der Grundlage der ICF? 3. Welche Assessmentinstrumente werden gebraucht? 4. Wie lässt sich die ICF in den Unterricht integrieren? Zur weiteren Vorgehensweise des Arbeitskreises wurden folgende Teilschritte zur Implementierung der ICF an Physiotherapieschulen definiert: 1. Die Rolle der ICF in der Entwicklung des neuen, lernfeldorientierten Unterricht 2. Integration der ICF in die Befundaufnahme 3. Erstellung eines Leitfadens \"Die ICF in Unterricht und Ausbildung – Inhalte und Anwendungsmöglichkeiten“: -Die ICF (Inhalt und Bedeutung) -Die ICF als Grundlage für die Ausbildung von Physiotherapeuten -Die Anwendungsmöglichkeiten in den einzelnen (zukünftigen) Lernfeldern des Curriculums -Vermittlung der ICF und des biopsychosozialen Modells in Unterricht und praktischer Ausbildung Schwerpunkt des AK-ICF wird die Erstellung dieses Leitfadens sein. Die anderen beiden Teilschritte sollen in bereits bestehende Arbeitskreise integriert werden. Als Fazit konnten durch die konstruktive Arbeit auf diesem Treffen die Inhalte der nächsten Veranstaltung am 10. Mai 2005 an der Physiotherapieschule der Universität München am Klinikum Großhadern festgelegt werden. Zu diesem nächsten Treffen, das voraussichtlich am 10. Juni 2005 an der Physiotherapieschule der Universität München in Großhadern stattfinden wird, sind alle Physiotherapieschulen Bayerns und ihre Lehrkräfte wieder herzlich eingeladen. Ulrike Schemmann (2. Sprecherin der AG-Lehrer im ZVK) Alexandra Rauch (Leiterin des AK-ICF an Physiotherapieschulen) Kontaktadresse: Alexandra.Rauch@med.uni-muenchen.de