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19.09.2005 – Bundesverband

Warten auf die Gesundheitskarte

Zwischen den Krankenkassen auf der einen und den Leistungserbringern wie Ärzten und Apothekern auf der anderen Seite bestehen weiter große inhaltliche Differenzen
Schon vor Jahresende plant die gematik, die als Organisation der Selbstverwaltung die neue Gesundheitskarte einführen soll, erste Tests im \"Labor\", also mit simulierten Praxisszenarien. Die Labortests sind die Voraussetzung für den Beginn der Feldtests in den Modellregionen. Die flächendeckende Einführung richte sich nach dem Ablauf von Tests in mehreren Regionen. Mittlerweile ist bekannt geworden, dass sich auch die Bundeshauptstadt Berlin als Modellregion für die Gesundheitskarte bewerben will. Partner soll die Barmer Ersatzkasse sein. Ärzte, Krankenkassen und das Sozialministerium in Baden-Württemberg machen ihrerseits Druck auf die gematik , um den Kriterienkatalog für die Testregionen zur elektronischen Gesundheitskarte zu definieren und zu verabschieden. Dort stehen die 16 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte in Baden-Württemberg in den Startlöchern. Die Ungeduld wächst, da nach Berichten z.B. der „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, mit der flächendeckenden Einführung der Karte erst von 2008 an zu rechnen sei. Der Grund dafür sei, dass die abschließenden Tests in Bundesländern erst im ersten Quartal 2007 starten könnten. Eigentlich sollten bereits im vierten Quartal die Testläufe beginnen; die Entscheidungen über die Testregionen längst gefallen sein. Nach Angaben von „Reuters“ bestehen zwischen den Krankenkassen auf der einen und den Leistungserbringern wie Ärzten und Apothekern auf der anderen Seite weiter große inhaltliche Differenzen. Die Kostenträger und Leistungserbringer streiten unter anderem weiter darüber , wo das Gros der Daten gespeichert werden soll - auf der Karte selbst oder auf externen Servern. Dabei geht es vor allem darum, wer von den Interessengruppen am Ende die Hoheit über die Daten bekommt. Ministeriums-Sprecher Klaus Vater hingegen sagte: „Wir gehen davon aus, dass 2006 mit der flächendeckenden Einführung begonnen wird.“ Auf der Karte, die die bisherige Versichertenkarte ersetzt, sollen Pflichtangaben wie Daten zur Person gespeichert sein, aber auch Angaben zur Krankenversicherung und zum Zuzahlungsstatus. Die Versicherten können freiwillig Daten wie eingenommene Medikamente speichern lassen. In einem ersten Schritt sollen 10 000 Versicherte die Gesundheitskarte erproben, später 100 000 Versicherte. Mit der Karte sollen verwaltungstechnische Abläufe vereinfacht, häufige Ärzte-Wechsel eingedämmt und gefährliche Wechselwirkungen von Medikamenten verhindert werden. Später soll die Karte zu einer Patientenakte weiterentwickelt werden, in der Diagnosen, Impfungen und Röntgenbilder hinterlegt werden können. Die Kosten sind mit 1,4 Milliarden Euro veranschlagt. Künftig sollen 180 000 niedergelassene Ärzte und Zahnärzte, 22 000 Apotheken, 2 200 Krankenhäuser und rund 300 Krankenkassen vernetzt werden. In der Gematik sitzen Vertreter von Apotheken, Ärzteorganisationen und Krankenkassen.