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13.06.2008 – Bundesverband

Weitere Informationen vom Forum Physiotherapie am <font color=\"red\">Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2008</font>

Forum Physiotherapie am Freitag, dem 6.6.2008 Volkskrankheit Rückenschmerz: Wissenschaftliche Erkenntnisse verändern den physiotherapeutischen Alltag

Unter dem Vorsitz von Heiko Dahl (Geschäftsführer der Physio-Akademie gGmbH) führte Prof. Dr. phil. Friederike Baeumer (Professorin für Physiotherapie der FH Alice Salomon, Berlin) mit ihrem Vortrag: Volkskrankheit Rückenschmerz – Herausforderungen für die Physiotherapie in das Thema ein. „Der „Rückenschmerz“ zählt in Deutschland zu den wichtigsten und kostspieligsten Volkskrank¬heiten. Rückenschmerzen sind ein Problem für 40 % der Bevölkerung und führen bei ca. 80% der Betroffenen zu dauerhaften Beschwerden, von denen wiederum 10 - 20 % chronifizieren. Rückenschmerzen sind deshalb auch ein volkswirtschaftliches Problem. Die daraus resultierenden Kosten infolge von Behandlung, Arbeitszeit- und Produktionsausfall sowie Frühberentung sind erheblich“. Besondere Herausforderungen für die Physiotherapie ergeben sich aus der Tatsache, dass Rückenschmerzen ein äußerst vielschichtiges Problem darstellen. Laut Wadell (2004:2) sind Rückenschmerzen keine Krankheit, sondern lediglich ein Symptom, das bei zahlreichen Erkrankungen als zentrales Krankheitszeichen auftritt. Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass die Entstehung von Krankheiten ebenso wie die Aufrechterhaltung der Gesundheit nicht nur von körperlichen, sondern auch von identifizier- und beeinflussbaren psychosozialen Faktoren abhängig ist, gilt demnach auch oder sogar in einem besonderen Maße für Rückenbeschwerden. Dieses Wissen hat sich in der deutschen Physiotherapie noch nicht in angemessener Weise niedergeschlagen. Das gilt vor allem für kurative Maßnahmen und dem noch stärker zu entwickelnden präventiven Bereich“, so Baeumer.

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Prof. Dr. phil Friederike Baeumer

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Prof. Dr. phil Friederike Baeumer im Gespräch mit Heiko Dahl

Prof. Dr. med. Bernd Kladny (Herzogenaurach) betonte in seinem Referat: „Rückenschmerz – ein orthopädisches Problem?“ die Bedeutung der multimodalen, inter- und multidisziplinären Behandlung, in der „weniger die Schmerzreduktion als vielmehr die Verbesserung der Aktivitäten und Steigerung der Leistungsfähigkeit mit Unterbrechung des Dekonditionierungszyklus und Abbau des Schmerz-Vermeidungs-Verhaltens im Vordergrund stehen muss. Für eine fachgerechte Therapie sind differentialdiagnostische Überlegungen allerdings unumgänglich“, so Kladny.

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Dr. med. Bernd Kladny

Im letzten Vortrag dieses Blocks, stellte Stefan Hegenscheidt, Physiotherapeut, MSc, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Physio-Akadmie gGmbH und Leiter des Bremer Gesundheitszentrums für Mitarbeiter der DaimlerChrysler AG, das sogenannte „Roland-Experiment“ vor. Dabei stellte er die Nullhypothese (H0) „Physiotherapeutische Interventionen eignen sich nicht zur evidenzbasierten Behandlung von Rückenschmerzen“, der Alternativhypothese (HA) „Physiotherapeutische Interventionen eignen sich zur evidenzbasierten Behandlung von Rückenschmerzen“ gegenüber.

Im Laufe seines Vortrags entwickelte Herr Hegenscheidt zwei Modelle, die in den Therapieprogrammen Roland I und Roland II mündeten. Dieses „Rolandexperiment“ wird in seinem Therapiezentrum gerade praktiziert. Vorläufiges Ergebnis: HO abgelehnt – HA angenommen.

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Stefan Hegenscheidt

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