Werden westfälische Patienten schlechter versorgt?
Münsterland/Düsseldorf - Die 8000 Hausärzte in Westfalen-Lippe verschreiben 30 Prozent weniger Massagen und Physiotherapien an Rentner als im Rheinland. Zwischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und der Kassenärztlichen Vereinigung ist es darüber zum Streit gekommen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) protestierte mit insgesamt 126 000 Unterschriften von Patienten gegen die Wirtschaftlichkeits-Prüfungen zum Verschreiben von Heilmitteln. Viele Ärzte seien verunsichert, weil sie bei einem Überschreiten des Budgets in Regress genommen und mit ihrem Privatvermögen haften müssten, klagte der Vorsitzende KVWL, Ulrich Thamer. Von 8000 Hausärzten müssten 350 Regress zahlen.
Um das Haftungsrisiko zu senken, verschreiben Ärzte in Westfalen restriktiver. Viele Patienten fühlen sich deshalb schlecht versorgt. Während einem Hausarzt im Rheinland für den Rentner im Quartal 16,71 Euro für Heilmittel zur Verfügung stehen, sind dies in Westfalen nur 11,66 Euro.
Laumann machte die Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe für die „zutiefst unbefriedigende“ Versorgung verantwortlich. Aus seiner Sicht haben die Westfalen schlechter mit den Krankenkassen verhandelt. Laumann kündigte aufsichtsrechtliche Maßnahmen gegenüber der KVWL an. Es sei nicht in Ordnung, wenn die KV die unzureichende Heilmittelversorgung anprangere, „wenn sie diese Situation selbst zu verantworten hat“, so Laumann. Die KV müsse dafür sorgen, dass Patienten in Westfalen „endlich mit den Patienten im Rheinland gleichgestellt werden“.
Quelle: Borkener Zeitung Westfalen vom 26.08.2008
Siehe ZVK news vom 25.08.2008 25.08.2008
"Mit großem Unverständnis hat der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann auf eine Unterschriftenaktion der Kassenärztlichen Vereinigung und des Hartmannbundes Westfalen-Lippe reagiert."