04.04.2006
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Bundesverband
Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg kritisiert die Praxis der AOK mit Rückenstudios
„Rückenstudios der AOK gefährden Existenz der Physiotherapiepraxen im Land massiv“
Der Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Ernst Pfister (FDP), hat im März 2006 in scharfer Form die flächendeckende Errichtung von so genannten Rückenstudios durch die AOK kritisiert. Pfister: „Die AOK tritt mit ihren Rückenstudios in knallharte Konkurrenz zum bereits bestehenden und qualitativ sehr hochwertigen Angebot der privaten Physiotherapeuten. Die AOK wies dies als \"unverhältnismäßigen Angriff auf die Prävention\" zurück.
Dass die AOK dabei mit Mitteln der Beitragszahler den Hausärzten eine deutliche höhere Pauschale erstattet, wenn diese die Patienten nicht in private Praxen, sondern in die Rückenstudios der AOK überweisen, sei ein eklatanter und nicht hinnehmbarer Wettbewerbsverstoß, betonte ferner der Wirtschaftsminister. „In Baden-Württemberg sind dadurch über 5000 Physiotherapiepraxen mit insgesamt mehr als 20.000 Beschäftigten massiv in ihrer Existenz gefährdet.“ Derzeit erhalte ein Hausarzt für die Ausstellung einer Präventionsempfehlung 2,60 Euro. Für eine „motivierende Beratung“ zugunsten eines Rückenstudios der AOK erhalte er hingegen 9,50 Euro.
Die AOK wiegelte ab und betonte, dass nur diejenigen am AOK-Programm in den Rückenstudios teilnehmen können, die bereits eine Therapie wie beispielsweise die der Physiotherapie beendet haben. Daraus folgerte die Krankenkasse, dass somit das Leistungsspektrum der Physiotherapeuten in keinster Weise mit dem AOK-Angebot konkurriere.
Pfister kritisierte allerdings auch die fehlende Bereitschaft der AOKn vor Ort, im Bereich der präventiven Wirbelsäulen- und Rückenschulung mit privaten Leistungsanbietern zu kooperieren. Pfister: „Wenn einerseits jede Kooperation mit Physiotherapiepraxen abgelehnt wird, andererseits aber dann – wie schon geschehen - praktisch auf der anderen Straßenseite von solchen Praxen ein AOK-Rückenstudio aufgemacht wird, dann habe ich für eine solche Vorgehensweise absolut kein Verständnis.“ Pfister kündigte baldige Gespräche mit allen Beteiligten an, um diesen mit Beitragsmitteln finanzierten Verdrängungswettbewerb zu Lasten privater Physiotherapiepraxen zu verhindern.