Dem Ursprung von bösartigen Muskeltumoren bei Kindern auf der Spur
Das Rhabdomyosarkom ist ein Tumor des Skelettmuskels und gehört zu den häufigsten Weichteiltumoren bei Kindern. Die Therapiemöglichkeiten sind immer noch unzureichend, wodurch 40% der betroffenen Kinder sterben. Ein besseres Verständnis der zellulären Basis dieser Tumoren ist daher unerlässlich zur Etablierung von erfolgreicheren Therapien. Unsere Arbeitsgruppe am Institut für Humangenetik der Universität Göttingen versucht diejenige Zelle zu identifizieren, aus der ein Rhabdomyosarkom entsteht.
Körperzellen, die außer Kontrolle geraten und deren Wachstum entgleist, können sich zu Tumoren weiterentwickeln. Eine grundlegende Frage ist, um welche Körperzellen es sich dabei handelt. Das von der Wilhelm-Sander-Stiftung seit 2004 geförderte Projekt hat zum Ziel, diejenige Zelle zu ermitteln aus der Krebs des Skelettmuskels entsteht.
Der bösartige Krebs des Skelettmuskels ist das Rhabdomyosarkom. DieserTumor ist der häufigste bösartige Weichteiltumor bei Kindern. Ungefähr 65% der Fälle werden bei Kindern jünger als 6 Jahre diagnostiziert und die Sterberate beträgt 40%. Gegenwärtig umfassen die Therapien von Rhabdomyosarkomen extensive Chirurgie und lange Chemotherapien. Obwohl kooperative klinische Studien zu einem moderaten Erfolg in der Behandlung von Rhabdomyosarkomen geführt haben, ist sie immer noch unbefriedigend und viele der betroffenen Kinder sterben. Daher hofft man, dass ein besseres Verständnis der genetischen, molekularen und zellulären Basis dieser Tumoren zu einer besseren Therapie dieser Krankheit beitragen wird.
Im Rahmen des Projektes konnte nun gezeigt werden, dass Rhabdomyosarkome nicht aus den adulten Stammzellen des Muskels entstehen. Vielmehr wurde evident, dass dieser Tumor entweder schon vor der Geburt angelegt wird und somit aus einer embryonalen Zelle entstehen muss, oder aber aus Zellen entsteht, die von "außen" in den Muskel einwandern.
Diese Erkenntnisse wurden mit Hilfe einer Maus gewonnen, in der man Rhabdomyosarkome durch eine Mutation im Gen Patched hervorrufen kann. In den gerade anlaufenden Versuchen soll zunächst untersucht werden, ob Rhabdomyosarkome aus bösartigen Zellen entstehen, die sich schon in embryonalen Strukturen absetzen. Parallel wird untersucht, ob Rhabdomyosarkome aus bösartigen Zellen entstehen, die sich in den Muskel von anderen Organen aus "einschleichen". Man weiß heute, dass neben den adulten Muskelstammzellen auch Stammzellen des Knochenmarks und bestimmte zirkulierende weiße Blutkörperchen zur Muskelbildung befähigt sind.
Das Rhabdomyosarkom ist ein bösartiger Krebs bei Kindern und hat eine Sterberate von 40%. Falls es möglich ist, die Ursprungszelle dieses Übels in der Maus zu identifizieren, wird man versuchen, die Eigenschaften dieser Zelle zu charakterisieren. Basierend auf den entsprechenden Ergebnissen würden sich dann Untersuchungen anschließen, die auf die Abtötung dieser Zelle abzielen. Somit hat das Projekt letztendlich das Ziel, effizientere Behandlungsstrategien im Kampf gegen das Rhabdomyosarkom zu entwickeln.
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Wilhelm Sander-Stiftung, Bernhard Knappe