Gesundheitsberufekonferenz der Grünen: Junges Physio Deutschland aktiv vor Ort

Das Themenspektrum und die Diskutanten waren vielfältig an diesem Tag, das Programm vollgepackt mit Vorträgen, Austauschrunden und Zeit für Netzwerkgespräche.

Input von Junges Physio Deutschland

Als abschließenden Punkt seines Beitrages im Themenforum 2 “Aus- und Weiterbildung zwischen Akademisierung, Digitalisierung und Fachkräftemangel” betonte Aaron Creachcadec (Sprecher des Jungen Physio Deutschland): „Wir Physiotherapeut*innen sind bereit Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.  Unser Berufsgesetz ist es nicht!“. Mit dieser Aussage beschrieb Aaron die aktuelle Situation der Physiotherapie in Deutschland. Er betonte, dass Physiotherapeut*innen in Deutschland sich als Teil einer systemischen Lösung verstehen, als Teil eines Systems, in dem die Verantwortung für die Versorgung der Menschen in Deutschland durch eine auf Augenhöhe stattfindende Zusammenarbeit aller Gesundheitsfachberufe proaktiv gestaltet wird, anstatt wie bisher träge zu reagieren.

Dazu brauchen wir:

• Ein neues Berufsgesetz, dass Gesundheitsförderung zur Kernkompetenz erklärt, damit Physiotherapie Gesundheit ermöglicht, statt Krankheit zu verwalten.
• Die Vollakademisierung der Physiotherapie,  damit evidenzbasiertes Handeln zum Standard wird.
• Erweiterte Kompetenzen für komplexe Fälle, damit multimorbide Patient*innen individuell versorgt werden.
• Interprofessionelle Lehre an Hochschulen, damit Zusammenarbeit auf Augenhöhe,strukturell verankert wird.

Das Ziel unseres Gesundheitssystems sollte sein, dass Menschen länger gesund bleiben, länger außerhalb eines Systems, das überlastet ist. Das Gesundheitssystem von morgen wird Menschen im Erwerb ihrer eigenen Gesundheitsressourcen unterstützen müssen. Physiotherapeut*innen können hier als Expert*innen für Prävention, für Ressourcen und Bewegung beratend beiseitestehen.

Auf diese Weise freigewordene Ressourcen können, für eine auf Augenhöhe stattfindende, interprofessionelle Versorgung von multimorbiden Patient*innen genutzt werden. Eine Versorgung die den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht wird.

Um den Grundstein für die erforderlichen Entwicklungen zu legen, benötigen wir eine Erneuerung des verstaubten Berufsgesetzes. Ein Gesetz, Physiotherapie als monoprofessionell, technikbasiert und forschungsfern, als reinen Hilfsberuf beschreibt. Ein Gesetz, das aus dem Geburtsjahr des Internets stammt, dem Jahr in dem „Forest Gump“ auf VHS lief, dem Jahr in dem die Generation die diesem Gesetz folgend heute ausgebildet wird noch nicht geboren worden war.

In seiner Rede formulierte Aaron Creachcadec es treffend so: „Das 1994er-Berufsgesetz wird unsere Generation nicht auf die Herausforderungen von heute vorbereiten. Und schon gar nicht auf die von morgen.“