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13.02.2023

Was wir machen, wer wir sind

In unserer Serie, in der wir in loser Reihenfolge die große Bandbreite der Tätigkeitsfelder von Physiotherapeuten und -therapeutinnen zeigen, stellen wir heute Frank Bertelsmeier vor, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Prävention bei PHYSIO-DEUTSCHLAND.

Langer Atem – fester GlaubeE

Als Frank Bertelsmeier 2001 sein REVITALIS Gesundheitszentrum mit 2 Mitarbeitern eröffnete, lud er 150 Ärztinnen und Ärzte ein, drei haben zugesagt, einer kam, dieser allerdings einen Tag zu früh. Das Konzept sollte in einzigartiger Weise den Kunden mehr Lebensfreude ermöglichen. Dazu wurden die Bausteine, bestehend aus den verschiedenen Angeboten der Physiotherapie, die gezielte Überführung in das medizinische Training sowie weiterführende Präventionsangebote miteinander verbunden. Damals nahm ihn niemand so richtig ernst. Heute hat er 20 Mitarbeitende und Fachkräftemangel kennt er nicht. Bis zur Regionalliga spielte er selbst Fußball, da lag die Ausbildung zum Sportphysiotherapeuten nahe. Doch Sportphysiotherapie schien ihm bald zu kurz gedacht.

In Gesundheit denken

200.000 Physios arbeiten in 40.000 Praxen und nur 10 % der Leistungen werden im Bereich der Prävention erbracht. Das wollte Frank Bertelsmeier ändern. Er sieht Prävention als einen wichtigen Bestandteil in der Rehabilitation an. So sind die Menschen, die zu ihm kommen, keine Patientinnen und Patienten, sondern Gesundheitskundinnen und -kunden. Dabei ist der Ansatz "in Gesundheit" zu denken entscheidend. So macht es den Menschen, die zu ihm kommen, und den Mitarbeitenden viel mehr Freude, mit den richtigen Maßnahmen zu handeln und die formulierten Ziele zu erreichen. 

Das Herz berühren 

"Wir wollen unter die Haut gehen und den roten Punkt berühren. Wir denken in Konzepten und erstellen auf Grundlage von verschiedenen Erkenntnissen individuelle Konzepte mit gezielten Maßnahmen für unsere Kundschaft. Wenn sich alle wohl und gut aufgehoben fühlen, haben wir unser Ziel erreicht und einen guten Job gemacht. Erst wenn Denken und Handeln übereinstimmen, kann etwas Gutes passieren", so Frank Bertelsmeier. 

Wünsche und Ziele

Gerne erzählt Frank Bertelsmeier die Geschichte des Arztes, der mit Hüftschmerzen und einem Rezept kam. Schmerzreduktion war das Ziel, aber was war sein Herzenswunsch? Er wollte mit seiner Freundin endlich wieder Ski fahren. Aufgrund seiner Motivation und 12 Wochen Training später, bekam Frank Bertelsmeier Besuch des Arztes und eine Flasche Champagner. Tatsächlich war sein Patient zwei Wochen schmerzfrei im Skiurlaub und bedankte sich für die Unterstützung. "Da geht mir das Herz auf, wenn ich sehe, dass unsere Arbeit von Erfolg gekrönt ist", sagt Frank Bertelsmeier.

Bedürfnis befriedigen oder Bedarf wecken

Der Bedarf war da. Seine Kundschaft hat vor vielen Jahren die Bitte an ihn herangetragen, Präventionsangebote in Unternehmen anzubieten. Was daraus entstanden ist, geht weit über ein bisschen Rückenschule oder Walking hinaus. Mittlerweile hat das Team um Frank Bertelsmeier über 260 Angebote im Portfolio. Er selbst nennt sich und sein Team ein "Netzwerk für Gesundheit". "Wir müssen nicht alles selbst anbieten, was wir für gut erachten für unsere Kundschaft", so Frank Bertelsmeier. Es werden zum Beispiel Kooperationen mit Fitnessstudios, Yogastudios und Sportvereinen gepflegt. Zu seinem Kundenstamm zählen mittlerweile zahlreiche Unternehmen in der Region sowie die Stadt Lippstadt als Kommune.  

Ein idealer Multiplikator

Ein Firmeninhaber aus Lippstadt kam mit Rückenproblemen in die Praxis. Ihm wurde geholfen. Er war zufrieden und wollte diese positiven Erfahrungen, die er gemacht hat, auch seinen Angestellten zugutekommen lassen und entwickelte mit Frank Bertelsmeier gemeinsam ein Konzept zur Umsetzung des BGM in seinem Unternehmen. Hilfreich war dabei die digitale Gesundheitsplattform, die Frank Bertelsmeier in einem Zeitraum von 4 Jahren geschaffen und nachhaltig in den beruflichen Alltag des Unternehmens integriert hat. 


Das Haus der Gesundheit

Wenn das BGM das Dach ist, wird es von vier Säulen getragen, dem Arbeits- und Gesundheitsschutz, der betrieblichen Eingliederung, der betrieblichen Gesundheitsförderung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Was gut in der Theorie klingt, braucht Menschen, die von diesem Konzept überzeugt sind und es weitertragen. Wenn der "Flurfunk" in den Betrieben funktioniert, ist das schon die halbe Miete. Das Team um Frank Bertelsmeier organisiert mit den Betriebsärzten und -ärztinnen und Sicherheitsfachkräften Projekte zum Thema Ergonomie sowie eine Vielzahl von weiteren Angeboten wie Sommercamps, Kanutouren für Eltern und Kinder, Ponyreiten für die jüngeren, Fußballturniere für die älteren Kinder. Er denkt generationenübergreifend.  Für die Azubis hat er ebenso Angebote wie für Mitarbeitende, die die Versorgung ihrer pflegebedürftigen Eltern organisieren müssen.

Siegen bedeutet auf dem richtigen Weg zu sein

Die Volksbank Beckum-Lippstadt wurde 2020 zum zweiten Mal mit Deutschlands wichtigstem BGM-Award ausgezeichnet. Der Award ist der renommierteste Preis in Deutschland für Betriebliches Gesundheitsmanagement. 
Dass das BGM-Konzept seit 2014 erfolgreich im Unternehmen der Volksbank Beckum-Lippstadt gelebt wird, zeigt die Zahl von 2800 Anmeldungen zu verschiedenen Angeboten und einer Registrierungsrate der Mitarbeitenden auf der digitalen Gesundheits-Plattform von über 90%. Manchmal sind es die kleinen Ideen, die eine große Wirkung zeigen. So wurde aus einem Präventionskurs ein Selbstläufer, als die Bank eine Halle anmietete, in der Mitarbeitende und ihre Familien nach Ende des Kurses eine selbst organisierte Betriebssportgruppe etablierten und dort weiter Sport machten. Hauptsache, Bewegung wird erfolgreich und regelmäßig in den Alltag integriert. 


Wie viel Bewegung sollte es sein

Ein Erwachsener sollte pro Woche mindestens 150 Minuten Sport mit moderater Intensität betreiben, etwa Radfahren oder Schwimmen. Die Alternative: 75 Minuten Sport mit kräftiger Intensität wie Joggen oder Teamsport. Dabei handelt es sich jedoch nur um die Zahlen für "ausreichende" körperliche Aktivität. Um die Gesundheit zu verbessern, sollte das Pensum jeweils verdoppelt werden - das entspricht: 300 Minuten Sport mit moderater Intensität oder 150 Minuten intensivem Training in der Woche.

Sitzfleisch

Eines der Lieblingsprojekte von Frank Bertelsmeier war die Auswahl von Bürostühlen. Als er das Angebot bekam, Stühle für einen Betrieb auszuwählen, war er zuerst überrascht. 400 Stühle sollten nach ergonomischen Gesichtspunkten ausgesucht werden. Aus der ersten Anfrage bis zum Kauf war es ein kreativer und langer Prozess, in den die Mitarbeitenden einbezogen wurden. 25 Multiplikatoren wurden gebeten, ein Stuhltagebuch zu führen und verschiedene Stühle mehrere Wochen zu testen. REVITALIS hat im Anschluss daran Interviews geführt. "Es ging um weit mehr als um einen Stuhlkauf", so Frank Bertelsmeier. "Es ging um Teilhabe, Wertschätzung und Wahrnehmung der Mitarbeitenden. Das ist das, was zählt." In zwei Jahresabständen bekommen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Fragebogen und einen "Sitzpass". Die Auswertung wird mit den verantwortlichen Personen des Unternehmens besprochen, den Mitarbeitenden präsentiert und die notwendigen Maßnahmen umgesetzt. 


Für die kleine Pause zwischendurch

Einmal Rückenschule und das wars. Eine nette Maßnahme, die sofort verpufft. Frank Bertelsmeier bietet Konzepte an, die nachhaltig sind. Dazu gehört auch die aktive Pausengestaltung, die nach Workshops nicht mehr von seinem Team angeleitet werden, sondern von Leuten, die im Betrieb arbeiten und die dafür als Dankeschön Gesundheitsgeschenke bekommen wie Faszienrollen, Massagegutscheine oder Therabänder. Das ist etwas, was Frank Bertelsmeier begeistert, Ideen, die langfristig angelegt sind und zu Selbstläufern werden. "Mich freut es einfach, wenn ich dazu beitrage, dass mehr Menschen sich bewegen, denn Bewegung ist Gesundheit." 
Die Mitglieder der AG Prävention verstehen sich als Experten und Multiplikatoren für mehr Bewegung und Lebensfreude im physiotherapeutischen Alltag. Wer mehr dazu wissen will:
https://ag-praevention.de/