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14.05.2019

Weltkongress der Physiotherapie in der Schweiz

Etwa 4.500 Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten aus 131 Ländern kamen zum Kongress der World Confederation of Physical Therapy (WCPT) nach Genf in die Schweiz. Vom 10. bis 13. Mai 2019 haben alle Teilnehmer eine starke internationale Gemeinschaft, einen hohen fachlichen Stellenwert und viele Gespräche mit Kollegen aus der ganzen Welt erlebt – ein wahres, wenn auch nicht gerade preiswertes Erlebnis!

Fachlicher Input auf hohem Niveau

Bei der Vorbereitung hatte man die Qual der Wahl: Symposien, Workshops, Netzwerktreffen, Diskussionsrunden und vieles mehr hatte das fachlich-wissenschaftliche Programm des diesjährigen WCPT-Kongresses zu bieten. Insgesamt haben etwa 1.864 Kolleginnen und Kollegen auf dem Kongress ihre fachliche Arbeit vorgestellt. Die Themengebiete umfassten alle Tätigkeitsfelder der Physiotherapie und darüber hinaus. Neben dem inhaltlichen Input neuester Wissenschaft und Erkenntnissen aus der Praxis, sind es gerade die kollegialen Gespräche am Rande, die den Weltkongress der Physiotherapie zu etwas ganz Besonderem machen. Inspiration pur!

Mehr als 500 Poster faszinierten

Kaum ein Durchkommen in den Pausen gab es bei der Posterausstellung des Kongresses. An drei Tagen haben insgesamt etwa 500 Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten ihre Studienergebnisse in den unterschiedlichsten Settings und Projekten mithilfe eines Posters vorgestellt. Besonders beeindruckend war die Vielfalt der physiotherapeutischen Handlungsansätze und Projektbeteiligungen. Die Präsentationen lieferten einen starken fachlichen Input und gaben die Möglichkeit, Nachfragen bei den Verfassern zu stellen.

Physiotherapie aus anderen Perspektiven

Das Kongressprogramm ermöglichte den Teilnehmern neben den fachlichen Aspekten auch einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Themen wie zum Beispiel Katastrophenmanagement, Vielfalt, Inklusion und die Stärkung von Rehabilitation in Ländern mit mittleren und niederen Einkommen sind Themen, mit denen sich Physiotherapeuten in Deutschland oder Europa eher selten oder noch nicht ausreichend intensiv beschäftigen. Gerade das Symposium zu Vielfalt und Inklusion könnte aktueller gar nicht sein. Nur einen Tag zuvor verabschiedete die Hauptversammlung dazu ein politisches Grundsatzpapier.

Genf war der perfekte Austragungsort des Kongresses, um genau über die Arbeit von Physiotherapeuten in diesen Bereichen zu berichten. Genf ist der Sitz vieler international agierender Organisationen. So haben beispielsweise die Vereinten Nation, die Weltgesundheitsorganisation oder auch das Internationale Rote Kreuz ihren Sitz in Genf. Physiotherapeuten haben aus erster Hand über ihre Arbeit bei diesen Organisationen referiert und mit den Teilnehmern diskutiert. Beispielsweise war das WHO-Programm „Rehabilitation 2030: A Call for Action“ in einer Session ein Schwerpunktthema. Wer mehr dazu erfahren möchte, findet Informationen zu diesem Projekt auf der Internetseite der WHO unter www.who.int unter dem Stichwort Rehabilitation.

Für alle, die nicht selbst nach Genf kommen konnten, gab es erstmals Live-Übertragungen von Symposien zu ganz verschiedenen Themen. So ist der fachliche Input des Kongresses auch über Genf "hinausgeschwappt".

Treffen der Teilnehmer aus Deutschland

Großes Wiedersehen und reger Austausch: Mehr als 40 Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland sind der Einladung von PHYSIO-DEUTSCHLAND am ersten Kongresstag gefolgt. „Nach Kapstadt im Jahr 2017, ist Genf mein zweiter Weltkongress in Folge. Besonders das Zusammentreffen der Teilnehmer aus Deutschland war dabei ein Highlight für mich“, betont Dagmar Schlaubitz, Vorstandsmitglied von PHYSIO-DEUTSCHLAND aus dem Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland.

PEDro-Initiatorin Anne Moseley erhält höchste Ehrung der WCPT

PEDro ist eine frei zugängliche Datenbank mit über 43.000 randomisierten, kontrollierten Studien, systematischen Reviews und klinischen Praxisleitlinien in der Physiotherapie. 1999 hat Anne Moseley PEDro mit ins Leben gerufen und kontinuierlich mit weiterentwickelt. Im Fokus steht dabei, Erkenntnisse rund um eine evidenzbasierte Physiotherapie für alle Therapeuten frei zugänglich und leicht lesbar darzustellen. Mittlerweile wurden mehr als 2,6 Millionen Anfragen aus 213 Ländern auf der PEDro-Plattform durchgeführt.

Für diese außergewöhnliche Arbeit erhielt Anne Moseley im Rahmen der Kongresseröffnung den Mildred Elson Preis, die höchste Auszeichnung der WCPT. Anne Moseley ist assoziierte Professorin am Institute for Musculoskeletal Health in Sydney und Mitglied im Australischen Physiotherapieverband.

Seit Jahren gibt es bereits eine enge Verzahnung von PHYSIO-DEUTSCHLAND mit PEDro. Neben einer finanziellen Unterstützung durch PHYSIO-DEUTSCHLAND für das Wissensportal, hat die Physio-Akademie, das Bildungswerk von PHYSIO-DEUTSCHLAND, eine offizielle Übersetzung der PEDro-Rating Skala durchgeführt und die PEDro-Websiteninhalte ins Deutsche übersetzt – siehe hier: www.pedro.org.au/german/


Aber auch in der Forschung gibt es eine Verzahnung der Preisträgerin. Anne Moseley hat gemeinsam mit Leo Costa und Stefan Hegenscheidt von der PHYSIO-Akademie eine Studie zur Reliabilität und zur internen Validität der deutschen Version der PEDro-Skala durchgeführt und publiziert.

Nach dem Kongress ist vor dem Kongress

Nach dem Kongress ist vor dem Kongress. Im Jahr 2021 findet der nächste Weltkongress vom 08. bis 10. Mai 2021 in Dubai (Vereinigte Emirate) statt. 2023 geht die Reise noch weiter nach Osten, nämlich nach Tokio (Japan).