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23.03.2018

AOK-Chef in Sachsen-Anhalt schätzt die Situation der Physiotherapeuten falsch ein

In der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) vom 20. März 2018 äußert sich der Chef der AOK Sachsen-Anhalt Ralf Dralle zu den ins Stocken geratenen Gebührenverhandlungen mit den physiotherapeutischen Verbänden. Das Problem: Seine Einschätzung der Situation geht an der Realität vorbei. Die finanzielle Situation der Physiotherapeuten in Sachsen-Anhalt hinkt weit hinter dem Bundesdurchschnitt hinterher.

Aus diesem Grund sind die Gebührenverhandlungen gescheitert und deshalb läuft aktuell das Schiedsverfahren mit der AOK Sachsen-Anhalt. Die AOK Sachsen-Anhalt hat bisher nur bezahlt, wozu sie per Gesetz durch die sogenannte Preisuntergrenzenregelung verpflichtet ist.

Gehälter der angestellten Physiotherapeuten sind gestiegen

Die bisherigen Gebührenerhöhungen seien nicht bei den angestellten Physiotherapeuten in Sachsen-Anhalt angekommen, behauptet der AOK-Chef im Interview mit der MZ. Die offiziellen Angaben der Bundesanstalt für Arbeit sagen etwas anderes: Bereits im ersten Jahr der neuen Preisuntergrenzenregelung, also im Jahr 2016, sind die Gehälter um +4,38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Das entsprach – nach Berlin (+5 Prozent) – dem zweithöchsten Anstieg der Gehälter bundesweit und zeigt, wie groß der Nachholbedarf bei den Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt ist. Was bedeutet das in Zahlen? Die Erhöhung entspricht einem Anstieg des durchschnittlichen sozialversicherungspflichtigen Gehalts von monatlich 1.573,- Euro (brutto) auf 1.642,- Euro (brutto) für eine Vollzeitstelle in Sachsen-Anhalt.

Selbstständigkeit bedeutet nicht mehr Verdienst

Dass ein alleinverdienender Physiotherapeut mit 1.642 Euro (brutto) im Monat keine Familie ernähren kann, liegt auf der Hand. Das führt dazu, dass sich in der Vergangenheit immer mehr angestellte Mitarbeiter dafür entscheiden, ihr Glück in der Selbständigkeit zu suchen. Dafür, dass die Anzahl der zugelassenen Praxen weiter steigt, ist also auch die AOK Sachsen-Anhalt mit ihrer Preispolitik (mit-) verantwortlich. Die Zunahme an Praxen in Sachsen-Anhalt ist übrigens gegen den Bundestrend. Die aktuellen vdek-Gesundheitsdaten 2017/2018 zeigen nämlich, dass die Zahl der niedergelassenen Heilmittelerbringer in Deutschland erstmals um 0,7 Prozent auf 76.395 gesunken ist – und das bei steigendem Therapiebedarf. Das alles ist sehr alarmierend und erfordert schnell spürbare Maßnahmen.
Wir halten Sie über die Entwicklungen in Sachsen-Anhalt weiter auf dem Laufenden.

Die Mitteldeutsche Zeitung erreicht täglich mehr als 500.000 Leser und hat in den vergangenen Wochen mehrfach konkret über die Situation der Physiotherapeuten in Sachsen-Anhalt berichtet – hier die Links zu den bisherigen Artikeln: