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29.03.2019

Physiotherapeutische Diagnostik: Behandlungsziele auf die smarte Art formulieren

Anamnese, Untersuchung und spezifische Testung liegen bereits hinter Ihnen, dann wird es Zeit, zur Therapieplanung Hypothesen zu bilden und entsprechende Behandlungsziele zu formulieren. Sehr nützlich kann dabei das SMART-Tool sein, das aus dem betriebswirtschaftlichen Projektmanagement stammt. SMART ist ein Akronym für spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Was diese Begriffe im Zusammenhang mit der Physiotherapie bedeuten, erklären wir Ihnen nachfolgend an einem kleinen Patientenbeispiel.

Fallbeispiel: Patient A leidet unter starken Schulterschmerzen aufgrund einer Frozen Shoulder. In der Anamnese gibt er an, technischer Zeichner zu sein und in seiner Freizeit leidenschaftlich Handball zu spielen. Seine Beschwerden schränken ihn daher aktuell nicht nur beruflich sondern auch sportlich ein. Er möchte daher seine Schulter möglichst schnell und nachhaltig wieder fit bekommen. Nach der Anamnese hat Therapeutin B entschieden, A mit Maßnahmen aus der Manuellen Therapie und ergänzenden Übungen zu behandeln. Ihr Behandlungsziel formuliert sie nach dem SMART-Prinzip folgendermaßen:

S (spezifisch): Schmerzreduktion im Bereich des Glenohumeralgelenkes
M (messbar): Erhebung der Schmerzreduktion mittels VAS-Skala (angestrebt 4-5, aktuell 9)
A (attraktiv): Patient hat hohes Eigeninteresse an Genesung, keine Yellow-Flags
R (realistisch): Hohe Evidenz für die gewählte Behandlungsmethode, keine Red Flags
T (terminiert): 6 Behandlungseinheiten auf aktuellem Rezept

Wie Sie an obigen Beispiel sehen, bildet das SMART-Prinzip alle Teilaspekte eines Behandlungszieles ab. Sie können dadurch auf einen Blick dokumentieren, wie Sie den Behandlungsverlauf evaluieren werden und warum Sie welche Behandlungsmaßnahme ausgewählt haben. Außerdem beziehen Sie eventuell förderliche oder hemmende Aspekte durch den Patienten selbst in Ihre Betrachtungen mit ein. Das SMART-Tool bietet Ihnen dadurch die Möglichkeit, die Gedankengänge hinter Ihrer Zielsetzung nachvollziehbar zu dokumentieren. Das kann nicht nur im Rahmen interner Qualitätsmaßnahmen sinnvoll sein, sondern auch für die Dokumentation und Korrespondenz mit Kostenträgern entscheidende Vorteile bieten.

Unter diesem Artikel können Sie sich einen ausführlichen Befundbogen zur physiotherapeutischen Diagnostik herunterladen.

Lesen Sie hier weitere Artikel der Serie:
Artikel 1: Umfassende Patientenbeurteilung dank ICF
Artikel 2: Auswahl des richtigen Assessments
Artikel 3: Warnsignale erkennen mit dem Flaggensystem